Unter uns die Nacht
Ist die Reise wirklich zu Ende, nur weil die exodanische Flotte ihr Ziel erreicht hat? In “Unter uns die Nacht” erzählen verschiedene Stimmen, dass Ziele individuell sind – und manchmal auch nicht direkt erkennbar.
Buchinformationen
Author | Becky Chambers |
Übersetzer:in | Karin Will |
Bandnummer | 3 |
Verlag | Fischer TOR |
Erscheinungstermin | 2019-03-27 |
ISBN | 978-3596702626 |
Original Titel | Record of a Spaceborn Few |
Erschienen als | E-Book, Taschenbuch, Hörbuch |
Gelesen als | E-Book |
Bewertung |
Klappentext
Auf der Asteria, einem Siedlerschiff der exodanischen Flotte, ist für jeden gesorgt: Alle haben eine Wohnung, alle haben zu essen, alle haben einen Job – und leisten noch im Tod einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft. Lichtjahre entfernt von der zerstörten Erde haben sich die Menschen ein wohldurchdachtes, selbstgenügsames Leben im Weltraum eingerichtet.
Doch inzwischen sind ganze Generationen auf den Schiffen der Flotte geboren und aufgewachsen, und je selbstverständlicher das Siedlerdasein wird, desto größer sind die Zweifel: Bei Kip, der mit seinen 16 Jahren noch nicht weiß, was er mit seiner Zukunft anfangen will – außer dass sie sich definitiv nicht auf der Asteria abspielen soll. Bei Tessa, deren Alltag mit Job und Familie mehr als ausgefüllt ist – bis der technische Fortschritt sie einholt. Und bei der Archivarin Isabel, die sorgfältig die alten Traditionen bewahrt, die die Menschheit im Exil zusammenhalten sollen.
Sie alle stehen vor der Frage: Warum auf einem Schiff bleiben, das sein Ziel längst erreicht hat?
Meine Eindrücke
Die Charaktere
Tessa ist die Schwester von Ashby aus “Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten” und lebt mit ihrer Familie auf der Asteria. Sie hat einen Job, den sie gerne macht, aber auf einmal bedroht zu sein scheint.
Kip ist ein Jugendlicher, der sich kein schlimmeres Leben vorstellen kann, als auf seinem Heimatschiff, der Asteria, zu bleiben. Er weiß jedoch auch nicht, was er machen will und muss sich trotzdem bald entscheiden, wohin sein Weg ihn führt.
Sawyer ist auf einem Planeten geboren worden und wünscht sich einfach mehr. Er möchte nicht schon wieder irgendeinen Job finden der halbwegs gut zahlt um dann erneut gefeuert zu werden. Also zieht es ihn zurück zu seinen Wurzeln: In die exodanische Flotte. Doch wie anders ist das Leben dort wirklich?
Isabel ist Archivarin auf der Asteria und Hüterin des Wissens der Menschheit. Sie ist glücklich mit sich und ihrem Leben und freut sich sehr darüber, als eine Harmagianerin aus wissenschaftlicher Neugier das Leben auf der exodanischen Flotte verstehen will.
Eyas ist eine Hüterin und nimmt somit einen der wichtigsten Berufsstände in der Flotte ein. Sie kümmert sich um die Toden und muss dabei all das sein, was man ihr sieht. Aber eigentlich will sie mehr.
Wir entfernen uns nun noch weiter von der Crew des ersten Bandes, Verbindungsstück ist hier nur Ashbys Schwester und die zeitliche Einordnung, dass “Unter uns die Nacht” nach “Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten” spielt.
Nachdem der Cast in “Zwischen zwei Sternen” sehr überschaubar war, waren die vielen Perspektiven im Folgeband jetzt doch sehr anstrengend für mich. Ich habe mich aber relativ schnell mit den verschiedenen Perspektiven arrangiert und konnte mich dann auch langsam auf ihre Geschichten einlassen.
Die Handlung
Wir folgen unseren fünf Protagonisten einen kleinen Abschnitt durch ihr Leben. Nachdem im Prolog ein Unglück geschehen ist, infolgedessen viele Menschen starben, ist das Leben für einige an Board der exodanischen Flotte nicht mehr so angenehm.
Trotzdem ist die Gesellschaft noch immer sehr utopisch, auch wenn sie durch Abwanderungen der Kinder und anderen Einflüssen von außen bedroht ist.
Einen genaueren Blick in das Leben der Flotte erhalten wir durch Isabel, die Außerirdischen Besuch hat, die die Gesellschaft in der Flotte genauer kennenlernen will. Dadurch wird auch viel Worldbuilding getragen. Wir erfahren wie abhängig die Flotte eigentlich von den Technologien anderer Völker ist, aber auch wie das Leben vor dem Erstkontakt ungefähr war und was man sich bei der Architektur gedacht hat. Das fand ich vor allem einen sehr spannenden Teil, da es uns näher zu unserem aktuellen Technologie-Stand bringt und damit einen Bogen zieht zu der hochentwickelten Technologie, die die Wayfarer-Saga ansonsten dominiert.
Eine Rahmenhandlung gibt es hier nicht so wirklich, es gibt dafür Themen, die sich durch alle Perspektiven durchziehen. Aber vor allem ist “Unter uns die Nacht” eine Studie der exodanischen Flotte, ihrer Vergangenheit, ihrer Gegenwart und ihrer möglichen Zukunft. Das bedeutet vor allem, dass wir uns sehr mit der Gesellschaft dort auseinandersetzen und wie sie funktioniert.
Ansonsten gibt es wie für die Wayfarer-Saga üblich hauptsächlich Charakterzentrierte Szenen. Wie immer liest es sich eher cozy und voller Fluff und wird dann durch plötzliche Gewalt aufgebrochen, die umso stärker nachhallt.
Fazit
“Unter uns die Nacht” war für mich bis jetzt der schwächste Band der Reihe, wobei ich nicht mal genau benennen kann, woran es liegt. Vielleicht, weil wir hier wirklich einen vollkommen unbekannten Cast haben, der in den Vorgängerbänden nicht bereits eingehender vorgestellt wurde?
Ansonsten ist es “typisch Becky Chambers” und fügt sich von Atmosphäre, Feeling und Thematik gut in die bisherigen Wayfarer Bände ein.
Schade finde ich es doch, dass mich das Buch so wenig begeistern konnte, weil ich die Gesellschaftsform der exodanischen Flotte wirklich, wirklich liebe und mir das auch für unsere Zukunft wünschen würde. So funktioniert Kommunismus wirklich.