Unten

Ein endloses Haus voller Regeln ist Nevos Heimat. Wenn sie die Reglen bricht, droht ihr der Abstieg nach unten. Als jedoch ihre Freundin verschwindet und niemand sich mehr an sie erinnern will, macht sich Nevo ganz freiwillig auf nach unten.

Alles, was Spaß macht, ist verboten. Doch Nevo muss sich an die Regeln halten, sonst verliert ihre Mutter noch die Wohnung und sie müssten im Häuserblock nach unten ziehen, und dorthin will man nicht. Nevos Kosmos ist der Block, hier spielt ihr Leben. Seit Generationen hat niemand das Gebäude verlassen. Die Hausverwaltung sorgt dafür, dass alles seine Ordnung hat. Doch dann fällt Nevos Freundin Juma beim Spielen in den Wäscheschacht und ist wie vom Erdboden verschluckt. Mehr noch, die Erwachsenen tun so, als hätte es Juma nie gegeben. Nevo ist zwar daran gewöhnt, auf Fragen keine Antworten zu bekommen, aber das geht zu weit. Sie macht sich auf den Weg durchs Haus, um Juma wiederzufinden – und erlebt das Abenteuer ihres Lebens.

Die Handlung kurz erklärt

Nevo ist ein Kind und lebt mit ihrer Mutter im Stockwerk Zinnoberrot Vier. Im Block Zinnoberrot selbst kann sich Nevo relativ frei bewegen, immerhin muss sie für die Schule durchs Treppenhaus und auch die Erwachsenen müssen zur Arbeit. Aber in einen anderen Block nach oben? Keine Chance, dorthin kommt man nur, wenn man sich anstrengt und gut benimmt. Wenn man jedoch die sehr ausführlichen Hausregeln bricht, dann kann einem drohen, nach unten versetzt zu werden. Und das will niemand.

Um  nicht erwischt zu werden, versteckt sich eines Tages und mangels anderer Möglichkeiten Nevos beste Freundin Juma im Wäscheschacht. Als Nevo sie später wieder herausholen will, ist Juma verschwunden.

Aufgelöst will Nevo ihrer Mutter davon erzählen, doch diese hat keine Ahnung, wer Juma ist und in Jumas Wohnung lebt nun Miu, die Nevo nicht verraten will, was das alles soll.

Nevo sieht nur eine Möglichkeit: Sie muss selbst den Wäscheschacht hinunter und herausfinden, was aus ihrer besten Freundin geworden ist. Doch die Wäscherei ist nicht das Ende des Hauses und Juma weit und breit nicht zu sehen. Nevo bleibt also nichts anderes übrig, als über das Treppenhaus weiter nach unten zu steigen. Dabei begegnet sie verschiedenen Menschen auf den unteren Etagen und erlebt, wie das Leben Unten wirklich ist.

Meine Eindrücke

Einstieg & Handlung

Man findet sehr leicht in die Welt von “Unten” hinein. Während dem Fangen spielen lernen wir Nevo, das Haus so ein bisschen und Juma kennen. Wir erfahren direkt, wie die Hausverwaltung funktioniert und auch ein paar Regeln. Und dann verschwindet Jumo und wir sind mittendrin im Geschehen. Genau so wie ichs mag: Ein Anfang, der nicht lange zögert und direkt da beginnt, wo der Klappentext uns abholt.

Die gesamte Handlung fokussiert sich sehr auf den Weg nach Unten. Wir lernen auf einigen Etagen Menschen kennen und erfahren etwas über ihr Leben und ihren Alltag. Manchmal auch über die Geschichte des Blocks. Dabei sind immer wieder kleine Hinweise verteilt für die letzte Etappe, die dann ein paar Geheimnisse lüftet.

Wir überspringen aber auch ganze Etagen und Blöcke und erfahren nichts über die Menschen dort, das ist aber okay, ich finde hier wurde ein gutes Mittelmaß gefunden und wir erfahren trotzdem genug über das Leben auf den verschiedenen Etagen.

Ich hatte zwischendurch etwas Angst, dass die Rätsel, die das Haus und System aufwirft, nicht beantwortet werden. Ich hab mir jedoch umsonst Sorgen gemacht, denn am Ende wird alles recht befriedigend aufgelöst – aber eben nicht komplett. Es gibt noch immer unbeantwortete Fragen oder nur Hinweise und wir müssen selbst die Lücken füllen. Das find ich sehr cool und fühlt sich auch nicht so an, als wäre das Worldbuilding nicht durchdacht. “Unten” lässt einfach Spielraum für Interpretationen und Diskussionen.

Die Charaktere & der Stil

Nevo selbst ist ein toll gestalteter Charakter. Deutlich kindlich aber mit sehr nachvollziehbaren Gedanken und Gefühlen, die das Buch meiner Meinung nach zu einem “All Ager” machen. Ich fand ihre Sicht auf Dinge super spannend und auch schön, mal in die Rolle eines so jungen Kindes schlüpfen zu können.

Auch andere Figuren wie inbesondere Mat können überzeugen. Ich war wirklich beeindruckt, wie man einen Charakter so schnell charakterisieren und gleichzeitig so sympathisch und unheimlich gestalten kann.

Maja Ilisch Stil ist sehr eindringlich. Ich mag einfach die Art, wie Sätze gestaltet werden, wie und was erzählt ist. Es ist ein sehr schöner Stil, der leicht verständlich ist und mit der Sprache auch spielt und richtig gut inszenieren kann. Ich hatte sehr viel Spaß dabei, jeden Satz zu lesen und musste mehr als einmal schmunzeln. Vor allem beim regen Schirm. Es war cool, einen Alltagsgegenstand mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Fazit

“Unten” ist ein wundervolles Kinderbuch für Menschen jeglichen Alters. Nevos kleines großes Abenteuer löst einige Rätsel um das Haus, wirft Fragen und Blickwinkel auf und regt auch um nachdenken an. Ich mochte die Art wie erzählt wird und auch was erzählt wird. Welche Lücken gelassen werden für eigene Interpretationen.

Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der Bücher wie “Alice im Wunderland” oder eben auch “Momo” mochte. Und besonders Leute, die Dystopien mögen.