Unberührt

"Unberührt" begeistert uns mit den gleichen Dingen, die wir bereits bei Band 1 geliebt haben. Vampire. Wissenschaft. Abgründe und vielschichtige Charaktere.

Seit Blue erwacht ist, hat für sie ein neues Leben begonnen und nichts ist mehr so wie es war. Mit Hilfe des vampirischen Wissenschaftlers Cedric kämpft sie gegen die Wunden an Körper und Geist – und darum die Erinnerung an ihre Vergangenheit und ihr voriges Leben wiederzuerlangen. Denn trotz ihres Gedächtnisverlustes spürt Blue tief in sich immer noch die starke Verbindung zu ihrem einstigen Geliebten Red. Blue ist überzeugt: Der Mann, der einmal ihr Leben war, ist der Schlüssel zu allem. Aber wird sie ihn auch noch lieben, wenn sie ihm wieder gegenübersteht? Oder wandelt sich ihre Liebe in Hass?

Meine Eindrücke

Die Charaktere

Erneut sind die Figuren in diesem Buch so wunderbar dargestellt! Gerade wenn ich an Ungezähmt denke, hat sich Red einfach so gemausert und verändert! Der kleine, unschuldige Red, der mittlerweile nicht mehr ohne Revolver kann.

Hannahs Perspektive war auch schön zu lesen, “hautnah” mitzuerleben, was aus Insomniac Mansion und einigen der “Belegschaft” wurde...es bricht mir doch ein bisschen das Herz.

Cedric und Frei...ach, Cedric war wieder toll. Wirklich, wirklich toll. Auch oder besonders dank Dorian. Dorian ist schon eine Klasse für sich und die Interaktionen mit ihm und Cedric waren wirklich schön zu lesen. Auch wenn der Inhalt nicht so schön war.

Frei hingegen...hm. Ich muss jetzt sagen, dass Frei für mich nicht die sympathische Figur ist. Ja, sie leidet sehr, sie steht viel durch und schafft natürlich auch sehr viel. Aber wie sie mit allem umgeht ist überhaupt nicht meins, auch wenn es natürlich nachvollziehbar ist.

Eine weitere Figur, mit der ich wirklich nicht warm wurde, war Elizabeth. Red hier, Red da,...niemand versteht sie, jeder handelt falsch...Ach, ich weiß nicht. Für mich war sie hauptsächlich nervig. Da fand ich Colin sogar noch sympathischer und...das zu schreiben ist einfach so, so, SO falsch. 

Kris...hm. Ich stimme Hannah größtenteils zu, er ist ein Arschloch. Aber das war er schon immer. Und das wird er auch für immer bleiben. Seine Abgründe waren natürlich nichts neues, aber gerade was mit der Vergiftung und Dorian kam...das war schon ein anderes Kaliber. Auch wenn man es schon seit Ungezähmt wusste, hat mir die ganze Situation mehr als nur etwas Gänsehaut verschafft. Und Unbehagen. Kris verdient so vieler Worte, denn er ist ein Buch mit tausend Wörtern. Seine Fixierung auf Red, obwohl er ihn nicht dazu zwingen will zu bleiben...die Finsternis. Wie er sie entfesselt hat. Uff. Ach, Kris...

Und Chase...über Chase möchte ich nicht reden.

Die Handlung

Die Handlung von Unberührt ist doch sehr anders als die von Ungezähmt, was ja auch irgendwie klar ist. Red, Kris und Chase flüchten nach Schottland, wo sie auf ein Menschendorf stoßen, dass seit über hundert Jahren nicht mehr von Vampiren besucht wurde.

Währenddessen kümmert sich Cedric um Frei. Heilt sie, nimmt ihr die Schmerzen und lehrt sie, wie sie mit ihrer Blutgabe umgehen muss. Vor allem aber lernt Frei mit sich selbst klar zu kommen, denke ich. Aber während Cedric in seiner Forschungsstation mit DEM Feind schlechthin zurecht kommen muss, nebenbei Frei, Sid und die restlichen Mitarbeiter*innen beschützen muss...Und Frei macht sich dann auf um Red zu suchen. Und Cedric hätte gerne Kris zurück - also so ganz uneigennützig schickt Cedric Frei dann doch nicht weg.

Hannah darf derweil wachen und warten - worauf? Auf Kris natürlich. Blöd nur, dass er Besuch kriegt, und der einfach nicht weg gehen will.

Bei Ungezähmt hatte ich den Eindruck, als würde es hauptsächlich um Red gehen, obwohl Kris und Cedrics “Handlungsstrang” wahrscheinlich nicht unbedingt weniger Raum einnimmt. Dadurch, dass beide verknüpfter waren, waren sie gefühlt nicht so lang.

Diesmal gibt es wieder zwei Hauptstränge. Ich sag mal, Red und Cedric, weil ich Frei eher zu Cedric dazu zählen würde und sie ja auch sehr viel Raum bekommt. Hannah hatte allgemein eher weniger Kapitel, denke ich, und gehört auch irgendwo zu diesem Frei/Cedric Konstrukt. Dadurch hat sich der Handlungsstrang mit Frei und Cedric und Hannah wahrscheinlich sehr aufgebauscht und da ich Frei ja nicht wirklich mochte...Und Hannahs Ende fand ich auch nicht befriedigend. Eloy kann ich zumindest noch immer nicht so wirklich vertrauen. Ich hätte mir von ihr im letzten Abschnitt noch ein letztes Abschlusskapitel gewünscht, auch wenn ihr jetziges Ende natürlich auch sehr gut passt. Aber wie gerne hätte ich ihr Gespräch mit Kris gelesen! Hrm.

Mit Red, Kris, Chase und Elizabeth bin ich auch nicht wirklich glücklich. Allein wegen Elizabeth (und Chase). Ansonsten war ihr Strang beinahe so stark wie Cedrics mit Dorian. So viel Konflikt untereinander, miteinander...und dann schepperts gewaltig.

Als dem Ende zugeht, sprich die letzten ca 30%, war ich dann wieder vollkommen gebannt. Vor allem oder gerade weil alle wieder zusammen gekommen sind und gemeinsam weiter machen mussten.

Fazit

Auch wenn ich vor allem mit der Handlung nicht so zufrieden war, möchte ich hier noch einmal klarstellen, dass das jammern auf ganz(!) hohen Niveau ist. Mit der Handlung ist nichts verkehrt, ich hatte halt mit wichtigen Charakteren so meine Probleme. Ich hätte mir mehr Fanservice (Hannah und Kris Gespräch) und andere Verläufe (Chase) gewünscht. Aber das wäre halt auch nur gewesen, damit ich als Leser zufrieden bin und für mich alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und nicht jeder so leiden muss.

Würde ich dieses Buch mit Sternen bewerten würde es eben statt 6/5 nur 5/5 Sternen bekommen. Welt und Charaktere sind nach wie vor jede einzelne Leseminute wert und ich freue mich wirklich, wirklich sehr auf Band 3.