HOME > rezensionen > neon birds
Neon Birds-Trilogie

Neon Birds

Veröffentlicht am 26/07/2023

Supersoldaten kämpfen gegen Zombie-Cyborgs.

Das ist die Prämisse von Neon Birds, einem Buch, das in einer Welt zwischen Cyberpunk und Solarpunk spielt. Überzeugt?

Neon Birds

Buchinformationen

AuthorMarie Graßhoff
Bandnummer1
VerlagLübbe
Erscheinungstermin2019-11-27
ISBN978-3404200009
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Es ist das Jahr 2101. Ein außer Kontrolle geratener technischer Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. In Sperrzonen eingepfercht, werden sie von Supersoldaten bekämpft, die man weltweit als Stars feiert. Doch die Mauern beginnen zu bröckeln. Sekten beten KAMI als Maschinengott an. Und während der Kampf zwischen Menschheit und Technologie hin und her wogt, versuchen vier junge Erwachsene, den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern ...

Meine Eindrücke

Die Charaktere

Luke ist ein Politikwissenschafts-Student im Dienste des Militärs. Er lebt in der Antarktis, liebt Pflanzen, sein Huhn und macht sein Praktikum in den Wissenschaftsstationen, die Sperrzonen überwachen. Sein Leben und seine Handlungen sind getrieben von seiner Vergangenheit.

 

Flover ist der Mitbewohner von Luke und gehört einen geheimen Militärorganisation an. Für seinen hohen Rang ist er noch sehr jung, das ist jedoch nicht verwunderlich, wenn man weiß, wer seine Mutter ist. Flover kämpft jedoch mit sich selbst, ob er den Weg, den seine Mutter für ihn vorsieht, überhaupt einschlagen will.

 

Okijen ist ein berühmter, hochrangiger und ebenfalls junger Soldat, dessen Körper verbessert wurde. Eigentlich will er mit dem Militär nichts mehr zutun haben doch wie könnte er dem Ruf nicht folgen, wenn es um die Menschenleben gibt, die er zu schützen sich geschworen hat?

 

Andra ist abseits der Metropolen und ihrer Technologie aufgewachsen. Sie erhielt als einzige in ihrem Dorf eine richtige Kampfausbildung, das bewahrt sie jedoch nicht davor, im Laufe des Buchs mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.

 

Ich mochte die vier Perspektiventräger alle eigentlich ganz gerne, ich mochte das sie quasi in zweier Gruppen unterwegs waren, ihre Stränge aber nicht vollkommen losgelöst voneinander sind, sondern sich auch überschneiden. Die Dynamiken waren untereinander teilweise interessant, aber vor allem sehr angenehm. Jedoch kratzen wir im gesamten Band nur an der Oberfläche der Charaktere, auch wenn Neon Birds die Zeit nutzt, um einen hauptsächlich mit den Figuren vertraut zu machen und einen in die Welt der vier Jugendlichen einzuführen.

 

Die Nebencharaktere fand ich teilweise interessanter als die Hauptakteure, gerade die Ansätze von Marshall und Calen fand ich super und hätte gerne mehr von ihnen erlebt. Fasziniert hat mich aber besonders Alaska und ich bin gespannt, ob und wieviel wir von den dreien in den Folgebänden noch mitbekommen werden.

 

Die Handlung

KAMI, eine von Menschen geschaffene KI, hat es vor Jahren geschafft, in die Köpfe von Menschen einzudringen und sie zu optimieren. Herauskam eine hochgradig ansteckende Seuche, der die Menschen nur schwer entgegen treten können. Die infizierten Menschen, sogenannte Moja, wurden in Sperrzonen verfrachtet und warten dort auf ihre Gelegenheit, die Welt zu überrennen.

 

Ich machs kurz und schmerzlos: Bis auf einen Knall am Anfang und am Ende gibt es nicht viel Action. Es werden Ansätze von Intrigen und Geheimnissen eingebracht, aber ansonsten macht die Handlung nicht viel. Sie konzentriert sich stark auf die Einführung der Charaktere und der Welt und das wurde ganz gut gemacht, immerhin sind alle vier Jugendliche unterschiedlich stark in die kommenden Ereignisse involviert.

Und das funktioniert als Haupthandlungsbogen überraschend gut. Ich bin ja allgemein ein Freund von Charakterzentrierten Büchern, gerade wenn es eine größere Vielfalt an Figuren gibt. Mir hat trotzdem der rote Faden gefehlt, weil für mich das Rätsel “Worauf läuft das alles hinaus?” nicht soo spannend war.

 

Die Welt

Das Worldbuilding ist eine der Stärken von Neon Birds. Ich mochte die Mischung aus Cyberpunk und Solarpunk sehr und hatte während dem Lesen große Lust, meine Wohnung mit Pflanzen vollzustellen.

Darüber hinaus waren die Hintergrundinfos zu KAMI, den Militäreinheiten und den Figuren auch ein cooles Gimmick zwischen den Kapiteln.

Auch die Lebensweise und die Vergangenheit, wie es zum Ist-Stand kam, fand ich schlüssig aber noch sehr oberflächlich. Natürlich ist es nur Hintergrundrauschen, aber einem ausführlicherem eintauchen in die Vergangenheit der Welt von Neon Birds hätte ich tatsächlich sehr begrüßt! Genauso etwas mehr theoretisches Wissen zu KAMI als KI und vor allem der Cyber Field Technologie, weil da fast nichts erklärt wurde. Ich hab aber auch ein größeres Interesse an Technologie und auch AIs, für jemand anderen hätte das sicher schnell trocken werden können. Also da scheiden sich die Geister sicherlich.

 

Fazit

Alles in allem mochte ich die Idee von Neon Birds. Die Handlung hat für mich soweit funktioniert und es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen, obwohl es nicht so Handlungs- und Actionlastig ist. Es war, obwohl es ein eher schwieriges Thema ist, ein Wohlfühlbuch für mich. Nicht viel nachdenken, keine allzu schwere Kost und, kein anstrengender Schreibstil…

Und dann kommen wir gleich zu dem, was mich am meisten überrascht hat: Der Schreibstil und die damit verbundene Leichtigkeit, in der Neon Birds erzählt ist. Ich habe vor Jahren in Marie Graßhoffs “Kernstaub” reingelesen und naja, auch da fand ich das Konzept durchaus sehr interessant und spannend, aber der Schreibstil war unglaublich anstrengend. Deswegen hatte ich einige Zeit überlegt, ob ich Neon Birds wirklich lesen will und nunja. Ich war positiv überrascht!

Aber trotzdem bleibt für mich bei Neon Birds ein fader Beigeschmack. Mir hat einfach dieses gewisse Etwas gefehlt, der Biss, vor allem bei den Charakteren. Ich habe nicht das Gefühl über die Oberfläche der vier hinaus zu sein. Zusätzlich hat mir einfach die in sich abgeschlossene Handlung in Band 1 gefehlt. Es ist so ein typischer Trilogie-Band den ich von früher kenne, wo in Band 1 erstmal nicht viel passiert oder aufgelöst wird, sondern alles mit einem Cliffhanger endet. Und naja, vielleicht liegt es daran, dass ich so etwas schon lange nicht mehr gelesen habe, aber ich fand es nicht gut. Mir fehlt das Erfolgserlebnis danach, das zumindest irgendetwas aufgeklärt wurde. Ich hab auch deswegen nicht wirklich Lust weiterzulesen, auch wenn ich das sicherlich bald angehen werde, aber nicht jetzt.