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Rezensionsexemplar
Knochenblumen-Dilogie

Knochenblumen welken nicht

Veröffentlicht am 11/07/2022

"Knochenblumen welken nicht" erzählt die Geschichte eines Mädchens mit magischer Begabung in einer Stadt, die abfällig auf den magischen Teil der Bevölkerung blickt. Mit einem Nekromanten an der Seite taucht sie in eine ihr völlig fremde Welt ein, während die Bedrohung einer Mordserie über ihnen hängt.

Knochenblumen welken nicht

Buchinformationen

AuthorEleanor Bardilac
Bandnummer1
VerlagKnaur
Erscheinungstermin2021-07-01
ISBN9783426527160
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch, Hörbuch, hörbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Jahreshighlight

Klappentext

In der prächtigen Stadt Vhindona ist man stolz auf geschickte Erfinder und reiche Händler – allem, was mit Magie zu tun hat, steht man dagegen misstrauisch gegenüber. Deshalb versucht Aurelia seit Jahren, ihre magische Begabung geheim zu halten. Doch als die junge Frau Zeugin eines Mordes wird, kommt dabei auch ihr Geheimnis ans Licht, und Aurelia wird dem mächtigen Nekromanten Marius Cinna als Schülerin zugeteilt.
Als die wissbegierige junge Frau herausfindet, was wirklich hinter einer unheimlichen Serie von Ritualmorden steckt, und welche Rolle Marius dabei spielt, muss sie sich entscheiden: für ihren neuen Meister oder für ihre Heimatstadt.

Meine Meinung

“Knochenblumen welken nicht” ist ein sehr charakterzentriertes Buch und ich liebe es! Es steckt so viel spürbare Liebe in den Figuren und ihren Umgang miteinander. Ich finde es so unglaublich toll, wie die Autorin es geschafft hat, Diversität einzubringen. Selbst wenn ich das Outing einer trans Person semioptimal fand.

Und ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich die Darstellung von Gale liebe.

Die Charaktere

Aurelias magische Begabung zeigte sich bereits früh, woraufhin sie von ihren Eltern ruhig gestellt und von der Gesellschaft isoliert wurde. Aber es lässt sich nicht alles einfach so beseitigen und sie entkam nicht ohne Spuren aus ihrem Elternhaus.

 

Meister Marius ist einer der ältesten Totentänzer und magisch begabten Menschen. Ein bisschen Humor und ein bisschen Griesgrämigkeit machen ihn aus. Er wollte nie Aurelias Meister werden, doch wächst sie ihm langsam ans Herz und er versucht ihr Potenzial zu fördern. Zumindest so lange, wie es ihm möglich ist.

 

Allgemein fand ich die Dynamiken unter den Charakteren sehr schön und einzigartig. Seien es Marius und Johann, Marius und Killian, Gale und Aurelia...es war einfach schön zu lesen wie die Figuren miteinander umgehen und aufeinander reagieren. Gerade bei Marius gab es immer sehr viele unterschiedliche Umgangsarten und trotzdem ist er nie “aus seinem Charakter” gefallen, es war immer nachvollziehbar, konsequent und ich hatte kein Problem dabei zu akzeptieren, dass er halt so ist, wie er ist.

 

Ich möchte hier auch noch einmal Aurelias Darstellung lobend erwähnen. Sie wurde jahrelang unter Drogen gesetzt und von der Gesellschaft ferngehalten. Nachdem sie “befreit” wurde und die Wirkstoffe aus ihrem Körper sind, ist sie eben nicht völlig okay und ohne Spuren aus der Situation herausgekommen. Und das fand ich so unglaublich gut. So sehr ich Aurelias Darstellung am Anfang auch spannend fand, ich hab mich umso mehr darüber gefreut, was aus ihr bis zum Ende des Buches geworden ist. Trotz ihrer Ängste ist sie eine so starke Persönlichkeit, es macht einfach Spaß ihrem Weg zu folgen

Die Handlung

Aurelia wurde von ihren Eltern jahrelang weggesperrt und eigentlich hätte sie nicht in die Bibliothek gehen sollen. Und noch weniger hätte sie dabei auf eine Leiche stoßen sollen. Aber sie hat es getan und wird daraufhin festgenommen, denn ihre magische Begabung kann sie nun nicht mehr verstecken. Der Verdacht, dass sie die Morde begangen haben könnte, wird relativ schnell verworfen. Stattdessen zeigt sich, dass Aurelia den Mörder sehr wahrscheinlich gesehen hat, nur kann sie sich nicht mehr daran erinnern.

In der Hoffnung, dass Marius ihre Erinnerungen wiederherstellen kann, wird er ihr als Meister zugewiesen. Sehr zu seinem Missfallen, denn er hatte sich vor Jahren geschworen, nie wieder einen Schüler aufzunehmen.

Darüber hinaus schwebt noch immer die Gefahr der Mordserie, der sogenannten Festtagsmorde, über der Stadt Vhindona. Wer hat sie begangen? Wann wird der nächste Mord stattfinden? Können sie es verhindern?

 

Wie ich bereits geschrieben hatte, ist “Knochenblumen welken nicht” ein Buch, dass sehr von den Figuren lebt und deswegen weniger Handlung mitbringt. Trotzdem bewegt sie sich immer etwas und es geht vorwärts, zumindest ist so die Hoffnung. Auch wenn die Morde sehr im Hintergrund stehen, sind sie doch der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht.

Ich selbst hatte ziemlich schnell raus, wer der Mörder ist und ich denke, es ist auch nicht wirklich schwer zu erraten bzw. sehr offensichtlich dargestellt. Das bringt aber einen ganz anderen Nervenkitzel mit sich - denn warum? Warum sollte diese Person die Morde begehen? Was steckt dahinter und was wird passieren, wenn die verschiedenen Figuren das herausfinden? Wie werden die Reaktionen ausfallen?

Schreibstil und Worldbuilding

Ich muss dafür noch einen extra Punkt anführen, denn ich hatte am Anfang ein paar Probleme damit, mich in der Welt zurechtzufinden. Es wird sehr wenig erklärt und man sieht sich sehr schnell mit allerhand Wörtern konfrontiert, die einem selbst nichts sagen. Selbst nachdem ich das Buch gelesen habe, ist mir einiges noch immer nicht ganz klar, aber ich habe schnell angefangen, das zu akzeptieren und hinzunehmen. Die meisten Fragezeichen haben sich im Verlauf der Handlung dann auch in Luft aufgelöst.

Vhindona ist eine sehr interessante Stadt und ich fand es wirklich spannend zuzusehen, wie diese zwei Welten miteinander umgehen. Magisch und Nichtmagisch. Etwas, was sich in Vhindona nicht verträgt. Ein bisschen Gesellschaftskritik findet man in dieser Situation natürlich auch.

 

Was ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, war Vhindona bzw. der Fakt, dass unter anderem damit geworben wird, dass die Stadt von Wien inspiriert ist, was für mich kaum durchgekommen ist. Ich glaube das merken eher Menschen, die sich mit der Geschichte von Wien beschäftigen oder vielleicht dort leben. Hätte ich es aber nicht gewusst, wäre es mir nie aufgefallen.

 

Dafür möchte ich den Schreibstil besonders hervorheben. Er passt unglaublich gut zum zeitlichen Setting, hat einen wunderbaren Charme und wirkt tatsächlich unglaublich authentisch. Obwohl ich etwas gebraucht habe, um mich an den Stil zu gewöhnen, hat Eleanor Bardilac eine sehr schöne Art zu beschreiben. Ich weiß gar nicht, wie ich es in Worte fassen soll, aber sie beschreibt so lebhaft und charakteristisch, es ist einfach erfrischend, so einen Erzählstil zu lesen.

Fazit

Ich mochte “Knochenblumen welken nicht” wirklich, wirklich gern. Es ist auf gutem Weg zu einem meiner Jahreshighlights zu werden. Es ist so ein fluffiges und ruhiges Buch, perfekt für Zwischendurch. Und das, obwohl es teilweise und vor allem gegen Ende ziemlich düster und brutal wird, mochte ich die Leichtigkeit, die der Schreibstil mit sich gebracht hat.

Ich bin auch sehr in die Figuren, ihre Darstellungen und Dynamiken verliebt. Sie waren so schön und teilweise schmerzhaft zu lesen. Es hat nicht nur Spaß gemacht, es war vor allem für mich auch sehr angenehm.

Ich kann jedoch verstehen, wenn andere Menschen sich etwas langweilen, denn die Handlung ist sehr dünn, geradlinig und nicht im Vordergrund. Wenn die Charaktere einen nicht ziehen, dann glaube ich nicht, dass man so begeistert sein wird wie ich. Ich kann aber nur jedem empfehlen, es auszuprobieren und sich auf diese Welt einzulassen, ich habe es kein bisschen bereut, obwohl ich dieses Buch nicht gelesen hätte, hätte ich es nicht bei Netgalley entdeckt.