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Vampyria

Hof der Finsternis

Veröffentlicht am 12/10/2023

Ein Frankreich, das seit 300 Jahren in der Zeit eingefroren wirkt. Eine Herrschaft der Vampire. Und ein menschliches Mädchen, dass beim Versuch Rache zu nehmen, in den Königshof und eine Rebellion stolpert.

 

Hof der Finsternis

Buchinformationen

AuthorVictor Dixen
Übersetzer:inBernd Stratthaus
Bandnummer1
Verlagblanvalet
Erscheinungstermin2023-06-21
ISBN978-3734163470
Original TitelVampyria: La Cour Des Ténèbres
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Gelesen alsTaschenbuch
Bewertung

Klappentext

Jeanne Froidelac wird sterben. Denn sie befindet sich gegen ihren Willen in der Kutsche eines in sie verliebten adeligen Vampirs auf dem Weg nach Versailles. Am Hof der Finsternis herrscht nämlich seit 300 Jahren Ludwig der Unwandelbare als König der Vampire. Während die Adeligen nichts mehr begehren, als durch die Gunst des einstigen Sonnenkönigs unsterblich zu werden, müssen einfache Menschen wie Jeanne ihr Blut als Steuer abgeben. Doch zum Glück wird sie für eine Adelige gehalten, die nach ihrer Ausbildung in eine Vampirin verwandelt werden soll, falls sie die gefährlichen Prüfungen besteht. Doch Jeanne hat andere Pläne: Sie wird dem König nicht dienen, sondern ihn stürzen! Denn sie kennt nur ein Ziel: Rache.

Die Handlung kurz erklärt

 

Seit 300 Jahren regiert Ludwig XIV über Frankreich, einen guten Teil Europas und der Welt. In der Nacht, in der er eigentlich hätte sterben sollen, wurde er in einen Vampir verwandelt und so brach eine völlig neue Weltordnung über die Menschen herein. Sie sind eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit und darüber hinaus müssen sie auch noch Blut lassen, um die Vampire zu ernähren.

In dieser Welt wächst Jeanne auf. Als ihre Welt durch einen Vampir und die Inquisition zerstört wird, schwört sie Rache und landet auf einmal am Hof des Königs. Na ja, fast, denn sie befindet sich nur davor, in einem Internat, das junge Adelige für das Leben am Hof vorbereitet. Und bevor sie sich versieht, befindet sie sich in einem Wettstreit um die Gunst des Königs und damit der Chance, ihn zu töten.

 

Meine Eindrücke

 

Einstieg & Handlung

 

Der Beginn. Ja, also. Auf der ersten Seite klopft es an der Tür, auf Seite 7 wird sie dann nach genug Infodump auch mal geöffnet. Ich muss leider sagen, das war leider nicht der ideale Einstieg, aber vermittelt einen guten Eindruck, wie es weitergeht. Denn Infodump ist für die erste Hälfte des Buchs sehr Tonangebend, obwohl es durchaus spannende Szenen gibt. Diesen wurde für mich leider sehr oft Dynamik und Spannung genommen, weil man sich zu sehr in Details, Beschreibungen und Erklärungen verrannt hat.

 

Die Handlung hat leider auch etwas gebraucht, um ins Rollen zu kommen. Zwar werden wir relativ schnell ins Geschehen geschmissen, aber dieses wird durch bereits erwähnte Infodumps unterbrochen, wodurch ich immer etwas rausgerissen wurde. Und wenn man denkt, man befindet sich nun am Haupthandlungsort, kommt es doch ganz anders. Das finde ich rückblickend eigentlich eine sehr coole Idee. Es sind jedoch nicht nur die Infodumps, die Tempo rausnehmen, sondern die Handlung selbst verzettelt sich dann irgendwann und es geht alles eher träge voran. So träge, das ich mir sogar gewünscht hab, dass die Romance endlich beginnt. Nur um dann zu merken, dass man da nicht so viel Zeit investiert, das meiste Offscreen stattfindet und dann Tada, sie sind verliebt. Äh, okay?

 

Jeanne Froidelac

 

Ich habe eine sehr schwierige Beziehung zu Jeanne…Grundsätzlich bietet ihre Situation einen super interessanten Ausgangspunkt, mit dem nur teilweise gearbeitet wurde.

Ich mochte es, dass sie recht zielstrebig und selbstbewusst ist. Sie ist auch eine recht aktive Protagonistin, wodurch die Handlung sehr gepusht wird. Aber dann wird es teilweise sehr komisch. Jeanne ist neu in der Welt der Adeligen und kennt sich nicht aus, sehr oft wird erwähnt und auch gezeigt, dass sie sich nicht mit den Gepflogenheiten auskennt und ihr auch einfach die Fähigkeiten in den wichtigen Disziplinen fehlen. Sie mogelt sich durch viel Beobachten durch, was soweit realistisch ist. Aber andererseits ist dann doch alles zu einfach. Sie ist belesen und eloquent und hat keine Probleme mit Wortspielen, obwohl sie es anstrengend findet. Sie saß noch nie auf einem Pferd und bekommt dann auch noch den schwierigsten Hengst im Stall, den sie durch lieb zureden “zähmen” kann und der macht dann die ganze Arbeit, während sie sich nur festhält. Sie kann zwar mit einer Steinschleuder umgehen, aber hatte noch nie ein Schwert oder ähnliches in der Hand, schafft es aber trotzdem sich halbwegs gut zu schlagen. Wenn man jetzt auch noch bedenkt, dass sie nur wenig Zeit hatte, sich alles anzueignen, ist das dann doch irgendwie zu einfach und Jeanne einfach zu viel Naturtalent. Es hilft auch nicht, dass ihr jeder Charakter zur Seite springt und hilft, nur damit sie ihn dann unter die Räder werfen kann. Gerade gegen Ende sammelt Jeanne keine Sympathiepunkte und im Finale versucht man nicht einmal, das Ruder rumzureißen. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass sie nicht in wenigen Wochen Klassenbeste wurde, aber ich finde es nicht gut, dass sie es trotzdem schafft und ihr gefühlt jede Person einfach hilft.

 

Worldbuilding & Atmosphäre

 

An sich ist Idee und Welt ganz spannend, vor allem wenn man etwas mehr ins Detail geht und die Vampirherrschaft anscheinend Auswirkungen aufs Klima hat. Ansonsten kann man sich auf jede Menge Versailles und Mode freuen. Der Autor hat sich sehr viel Mühe gegeben, eine bestimmte Atmosphäre und Optik zu erschaffen, die einen in ein 300 Jahre jüngeres Frankreich katapultiert.

 

Schade ist vor allem, dass ich die Welt nicht wirklich komplex genug fand, um so viele Erklärungen zu rechtfertigen. Sie ist tatsächlich relativ straight forward und das, was nicht so selbsterklärend ist, wird dafür aber auch nicht erklärt. Stichwort hier sind vor allem die Vizekönigreiche, weil es sich für mich nicht wirklich erschlossen hat, wie ich diese einordnen soll. Unterstehen sie wirklich Ludwig? Sind sie nur Verbündete?

Eine größere Frage ist bei mir vor allem, warum sich die Welt technologisch nicht weiterentwickelt hat. Aber hier gibt es zumindest den Ansatz, dass sich das wohl spätestens am Ende der Trilogie erklären wird.

 

Vampire!

 

Vampire sind gefühlt ein kontroverses Thema. Entweder man hasst sie, oder man liebt sie. Und ja, ich liebe Vampire und finde sie bieten so viel Potenzial. Das sie in letzter Zeit wieder präsenter wurden finde ich alles in allem sehr positiv.

Und nein, am Hof der Finsternis gibt es keine Glitzervampire, wirklich nicht. Wer Brutalität und Blut sehen möchte, der ist hier richtig. Denn daran mangelt es ganz bestimmt nicht. Es werden Menschen geköpft, abgestochen und man vergisst beim Blutspenden vielleicht einmal die Nadel rechtzeitig rauszuziehen. Es wird sich auch Mühe gegeben, Vampire bedrohlich und übernatürlich darzustellen. Vieles davon fand ich ganz nett, auch wenn ich fauchende Menschen eher belustigend als bestialisch finde. Und hey, wer nicht nur humanoide Vampire will, der findet hier auch Vampirpflanzen, Vampirfperde, Vampirschwerter … äh, für mich wars am Ende dann doch zu viel “Vampir-”.

Was mir gefehlt hat, waren charismatische Vampire. Vampire, die extrovertiert sind, coole Sprüche klopfen und vielleicht auch ein bisschen lustig und reißerisch (haha) sind und damit Potenzial zum Sympathieträger haben. Hier wird sich eher darauf konzentriert, sie bedrohlich, gehässig und komplett entfremdet von Menschen darzustellen.

 

Fazit

 

Der erste Band der Vampyria Trilogie hat mich relativ gut unterhalten. Ich fand es etwas schwer Zugang zu finden und 100%ig bin ich nicht überzeugt. Das Buch ließ sich super einfach und flüssig lesen und man konnte der Handlung gut folgen, nachdem man sich erstmal an die Umwege und Ausschmückungen gewöhnt hat.

Wenn man mal wieder was mit bösen Vampiren, 18. Jahrhundert Versailles und einem guten Bezug zum Adelsstand lesen möchte, dann ist das auf jeden Fall dein Buch.

Vampyria richtet sich eher an eine jüngere Zielgruppe, was man vor allem an den Figuren und insbesondere der Protagonistin merkt. Trotzdem gibt es sehr viel Blut und Tote, was bei Vampiren ja irgendwie Pflicht ist.

Ich bleibe zwiegespalten zurück und bin mir echt nicht sicher, ob ich die Trilogie beenden möchte. Wenigstens hat mich das Ende etwas mit dem Buch versöhnt, es sah zwischendurch echt nicht gut aus für den Hof der Finsternis.