Elfenkrone
Jude und ihre Zwillingsschwester wachsen als adelige Waisenkinder im Feenreich auf. Als Sterbliche unter Unsterblichen sind sie ständig gefährdet und im Fadenkreuz von Wesen, die es nicht gut mit ihnen meinen. Aber was, wenn Jude Macht über diese Wesen gewinnen könnte?
Buchinformationen
Author | Holly Black |
Übersetzer:in | Anne Brauner |
Bandnummer | 1 |
Verlag | cbj |
Erscheinungstermin | 2018-11-19 |
ISBN | 978-3-641-22730-2 |
Original Titel | The Cruel Prince |
Erschienen als | E-Book, Taschenbuch, Hardcover, Hörbuch |
Gelesen als | E-Book |
Bewertung |
Klappentext
Jude ist sieben, als ihre Eltern ermordet werden und sie gemeinsam mit ihren Schwestern an den Hof des Elfenkönigs verschleppt wird. Zehn Jahre später hat Jude nur ein Ziel vor Augen: dazuzugehören, um jeden Preis. Doch die meisten Elfen verachten Sterbliche wie sie. Ihr erbittertster Widersacher: Prinz Cardan, der jüngste und unberechenbarste Sohn des Elfenkönigs. Doch gerade ihm muss Jude die Stirn bieten, wenn sie am Hof überleben will …
Die Handlung kurz erklärt
Zehn Jahre, nachdem Jude und ihre Schwestern im Feenreich gelandet sind, gerät sie ins Visier des jüngsten Elfenprinzen Cardan und seinen Freunden. Sie waren vorher schon nicht besonders nett zu den zwei sterblichen Mädchen, jetzt reden wir aber von Mobbing und sogar Mordanschlägen. Während ihre Schwester Taryn den Kopf unten halten will, denkt Jude nicht einmal daran und will mit dem Kopf durch die Wand. Und alles nur, um etwas Macht und Kontrolle über ihr Leben zu erhalten.
Vielleicht ist dafür aber kein Kleinkrieg mit Cardan notwendig, denn jemand anderes bietet Jude einen Platz am königlichen Hof an. Nun mitten im Intrigenspiel gefangen, muss sie sich nicht nur gegen ihre Mobber durchsetzen, sondern auch noch aufklären, wer hier wen ermorden will.
Meine Eindrücke
Einstieg & Handlung
Nach den ersten Sätzen von Elfenkrone dachte ich mir nur so “Oh, mein 14-jähriges Ich hätte das geliebt”. Denn gleich zu Beginn wird etabliert, dass wir uns hier in keiner rosaroten Heilewelt-Welt befinden, sondern hier wirklich schlimme Dinge passieren und das echt kein Spaß ist. Das Ding ist halt nur, es ist auf die Effekthascherei-Art brutal und böse. Wie sonst würdet ihr es bezeichnen, wenn in einem Jugendbuch in der ersten Szene die Eltern der Protagonistin getötet werden und natürlich Blut fließt? Dieser erste Eindruck bleibt auch noch ein paar Seiten bestehen, vor allem wenn wir dabei zusehen müssen, wie Cardan und seine Sadisten-Crew Jude und Taryn mobben, bedrohen und in Lebensgefahr bringen.
Und dann wird Jude angeboten, dass sie ja als Spionin anheuern könnte und das Bild war perfekt.
So zwiegespalten mein erster Eindruck auch war, so drüber es am Anfang auch gewirkt hat, “Elfenkrone” schafft es noch die Kurve zu kriegen und kommt mit einem spannenden Plot um Hofintrigen und falschen Fährten um die Ecke. Zwar dauert das etwas, weil Jude sich vorher mit Cardan & Co befassen muss, von ihren Schwestern die halbe Zeit in eine Richtung gedrängt wird und dann auch noch mit einem Typen herumturdeln muss. Achso, nicht zu vergessen ihr Spion-Training. Aber hey, immerhin passiert was!
Es war wirklich super interessant zu lesen, wie sich die Situation zuspitzt und dann auflöst, vor allem das Aftermath fand ich gut gemacht. Es war von Anfang an klar, dass da was im Busch ist, auch wenn der Fokus nicht darauf lag. Je näher wir der Katastrophe kommen, desto mehr rückt das in den Vordergrund.
Die Charaktere & die Mobbing-Thematik
Mobbing ist in der ersten Hälfte ein sehr präsentes Thema, genauso wie Hass, fehlendes Zugehörigkeitsgefühl und Machtlosigkeit. Das alles bestimmt Judes Alltag aber sie hat kein Interesse daran, den Status Quo beizubehalten und kämpft aktiv dagegen an.
Auf der anderen Seite haben wir Taryn, die eher den Kopf unten hält, macht was man ihr sagt und sich wünschen würde, dass Jude das auch macht, weil es sonst nur viel schlimmer wird. Während Taryn versucht, sich anzupassen und dazuzugehören, indem sie still ist und kuscht, will Jude sich ihren Platz erkämpfen und lässt nichts auf sich sitzen. Zwei Seiten einer Medaille und gerade wenn es um Mobbing geht, nicht zwangsweise unrealistisch.
Ich denke, dass “Elfenkrone” durchaus Betroffenen helfen soll und ihnen ein gutes Gefühl vermitteln will. Vor allem aber auch: Du darfst und sollst dich wehren. Der Subtext ist, wenn man ihn zerlegt, vielleicht nicht optimal, aber ich denke durchaus, dass Judes Geschichte und Verhalten Trost spenden und Selbstbewusstsein verleihen können.
Was hier nicht so optimal ist, dass sich eine Liebesgeschichte zwischen MobberXMobbingopfer anbahnt und da muss ich ehrlich sagen: Das geht gar nicht. Es ist egal, was die Hintergründe sind, es ist egal, wie sich die beiden später verhalten und es ist erst recht egal, wenn sie sich irgendwann vertragen und lieb zueinander sind. Es gibt einfach Dinge, die unverzeihbar sind und was Jude durchgemacht hat, zählt dazu. Da kann man noch so oft versuchen, die Situationen im Nachhinein umzudrehen, sodass es “doch nicht so schlimm” ist und dass ja jemand anderes viel, viel schlimmer war.
Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, denn was wirklich noch schlimmer ist, ist dieses unterschwellige “Er ist nur gemein zu dir, weil er dich liebt” bzw. “Was sich liebt, das neckt sich”. Und das ist auf so vielen Ebenen problematisch, ich möchte dieses Fass eigentlich gar nicht aufmachen. Deswegen sag ich einfach nur: Das ist kein Enemies to Lovers, das ist toxisches Verhalten und wenn jemals irgendjemand so zu dir ist, dann lauf.
Abseits davon gibt es sehr viele Charaktere, die nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen. Jeder braut hier sein eigenes Süppchen und wir sind ganz weit davon weg, Charaktere zu haben, die nett und hilfsbereit sind. Jeder möchte seinen eigenen Vorteil erlangen und das merkt man auf jeder einzelnen Seite. Dabei wirken die Figuren nicht wie Abziehbilder oder Kopien, sondern haben alle sehr einzigartige Merkmale und Motivationen, die es einfach spannend machen, mehr zu erfahren.
Fazit
Elfenkrone ist ein wirklich gutes Buch, wenn ihr mich fragt. Interessante Charaktere, eine intrigante Story und jede Menge Tod und Verderben. Was will man mehr?
Wenn man sich über die Problematiken bewusst ist und darüber hinwegsehen kann, versteckt sich in diesem Auftakt einer Trilogie wirklich ein kleines Juwel und ich kann sehr gut nachvollziehen, warum “Elfenkrone” so beliebt und gehyped wird.