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Dornenritter

Veröffentlicht am 30/07/2023

Dornenritter von Kaja Evert erzählt die Geschichte von Steyn, der als Ritter des Lichts nicht nur die anrückende Dunkelheit und seine Kreaturen aufhalten will, sondern auch das Geheimnis um den Tod seines Vaters lüften muss.

Dornenritter

Buchinformationen

AuthorKaja Evert
VerlagSadWolf
Erscheinungstermin2021-09-30
ISBN978-3964780744
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Das Königreich versinkt in Dunkelheit. Steyn hat nur ein Ziel: Ritter des Lichts zu werden. Er will die Finsternis bekämpfen und das Rätsel um den Tod seines Vaters lösen.

Der Weg in den Orden führt über die Grenze der ewigen Nacht hinaus, wo Steyns erbitterter Rivale Gavin bald zu seinem einzigen Halt wird. Verzweifelte Kämpfe und schwere Verluste binden die beiden grundverschiedenen Männer aneinander. Doch während Steyn gegen die Düsternis in seiner Seele und seine widersprüchlichen Gefühle für Gavin kämpft, hütet der sein eigenes schreckliches Geheimnis, das die Loyalität der beiden zueinander auf die Probe stellt.

Nur langsam erkennt Steyn, dass die Ritter des Lichts nicht das sind, was sie zu sein scheinen – und dass sich die tiefste Dunkelheit dort ausbreitet, wo das hellste Licht strahlt.

Meine Eindrücke

Die Handlung

Wir steigen bei Dornenritter auf dem Auswahlturnier ein, bei dem vier Ritter ausgewählt werden um mit einem Ritter des Lichts eine Probemission durchzuführen. Doch nur einer der vier wird zu einem Ritter des Lichts ernannt.

Auf dem Turnier gerät Steyn bereits mit Gavin dem Gerber, dem Ritter vom gefleckten Kuhfell, aneinander. Gerade um Gavin ranken sich einige Fragen. Wer hat ihn ausgebildet? Warum wurde jemand aus dem gemeinen Volk beim Turnier zugelassen?

Doch diese Fragen rücken erstmal in den Hintergrund, als sich die kleine Gruppe aufmacht. Ihr Ziel ist es, einen Drachen zu töten und damit ein kleines Dorf nahe der Nachtgrenze von seinen Überfällen zu befreien. Doch allein der Weg zur Nachtgrenze wird für Steyn eine Zerreißprobe. Die Lichtstunden sind begrenzt, es ist tiefster Winter und das Übel lauert überall. Das Übel ist eine unbekannte Krankheit die zusammen mit der Dunkelheit in die Welt kam. Sie verändert Körper und Verstand des Wirtes und hat auch Steyns Vater dahingerafft, als dieser noch ein kleiner Junge war.

Als sie schließlich in Aumühle ankommen, ist die Gruppe am Ende. Ihre Mission schwieriger als gedacht und dann verliert Steyn auch noch seinen Hoffnungsschimmer und ist dabei, von der Dunkelheit dahingerafft zu werden…

 

Doch das ist nur die erste Hälfte des Buches und hier möchte ich gleich einen meiner Kritikpunkte ansetzen. Während die erste Hälfte unglaublich atmosphärisch war und mich selbst beim lesen mit unguten Gefühlen zurückgelassen hat, ist davon in der zweiten Hälfte kaum noch was übrig. Das liegt auch an Steyns Entwicklung, vor allem in der letzten Mission des Buches ist der Kontrast unglaublich stark spürbar und das hat mir wirklich gut gefallen. Dennoch ist es nicht nur Steyns Entwicklung sondern auch die Handlung des Buches. Ziemlich genau ab der Mitte fing für mich eine neue Handlung an, die zwar deutlich mit der vorherigen verbunden ist, jedoch einen ganz anderen Schwerpunkt hat. Bis sich die neue Handlung heraus kristallisiert fühlt sich der Text jedoch nach einem sehr langen Epilog an. Es gibt viele Zeitsprünge und Zeitraffern die einen verhältnismäßig großen Zeitraum abdecken und bis dann alles wieder ins rollen kommt, ist das Buch fast schon vorbei.

Kurz gesagt: Ich glaube, Dornenritter hätte es gut getan, wenn man das Buch wirklich in zwei geteilt hätte. Es gibt genug Szenen denen etwas mehr Raum gut getan hätte, sicher hätten auch die Charaktere davon profitiert, sich auf mehr Seiten entfalten zu können. Jedoch hätte dann gerade der zweite Teil etwas mehr … “Biss” gebraucht, um alleine stehen und mit dem ersten Teil mithalten zu können.

 

Charaktere & Stil

Dornenritter bringt einzigartige Figuren mit sich. Zwar liegt der Fokus sehr stark auf Steyn, doch sind auch andere Figuren liebevoll gezeichnet. Gerade Brock, Vingard und Hildebrand als Vertreter der Ritter des Lichts fand ich sehr vielseitig. Sie haben mir beim lesen einfach Spaß gemacht.

Und dann natürlich Gavin. Gavin, von dem ich mir tatsächlich gewünscht hätte, dass auch er eine Erzählperspektive bekommt. Gavin war für mich ein kleiner, düsterer und grantiger Sonnenschein in diesem finstren Buch.

Auf der anderen Seite hätte ich mir tatsächlich ein besseres Leben für Brianag gewünscht. Mehr werde ich dazu aber nicht sagen.

Leider bleiben andere Nebenfiguren verhältnismäßig blass für mich. Gerade von der Gruppe am Anfang hätte ich mir mehr gewünscht.

 

Aber ich muss hier auch die Überleitung zum Schreibstil einbauen. Grundsätzlich passt der Stil gut zum Setting und zur Erzählstimme von Steyn. Aber - das ist mein persönliches “Problem” - ist das für mich einfach ein Stil, mit dem ich nicht richtig warm werde, zu leiden der Figuren. Ich fühle mich nicht “mit dabei” sondern eher daneben stehend, weshalb zwischen den Charakteren und mir immer eine gewisse Distanz blieb. Das kann und wird aber bei jedem anders sein und ist eben nur mein persönliches Problem.

 

Romantik

Die Liebesbeziehung in Dornenritter umfasst Steyn und Gavin und kommt erst ab mitte des Buches wirklich ins rollen - mit abstrichen. Denn die beiden machen sich das Leben ganz und gar nicht einfach. Genau genommen macht Steyn sich das Leben nicht so einfach. Die Welt an sich ist deutlich hetero- und cisnormativ, es wird auch bereits von Anfang an klar gemacht, dass die Gesellschaft aufgrund religöser Gründe homophob ist.

Diese Einstellung sitzt auch bei Steyn sehr, sehr tief und begleitet ihn auch die Hälfte der Zeit. Positiv muss ich hervorheben, dass den meisten (allen?) Personen, bei denen Steyn sein coming out hat, darauf sehr gelassen oder neutral reagieren. Trotzdem verlangen sie von ihm, dass er seine Sexualität versteckt.

Was mich an der Sache eher stört, ist dass mir die Dynamik der beiden größtenteils gefehlt hat. Sie waren von Anfang an zwei Streithähne und mir hat irgendwo das Verbindungsglied gefehlt, bei dem ihre Beziehung zueinander positiver wird. Das kam alles sehr plötzlich und war für mich nicht wirklich nachvollziehbar.

Klar, Steyn hat öfter einen Blick auf Gavins Körper geworfen, aber für mich ist körperliche Anziehung ziemlich egal bei Romanzen, ich möchte das sich charakterlich was entwickelt. Wenn sich, überspitzt gesagt, zwei Personen sehen und sofort heiß finden, fehlt mir da einfach was ganz wichtiges in einer romantischen Beziehung und ich finde es schade, dass körperliche Anziehung zum einen höher gewichtet wird als charakterliche Anziehung und zum anderen, dass körperliche Anziehung teilweise “subtil” (mit ganz großen Anführungszeichen) dafür verwendet wird, um eine kommende Beziehung zu anzudeuten.

Dornenritter ist jetzt kein Paradebeispiel dafür, weil die Beziehung von Steyn und Gavin allgemein nicht so viel Raum bekommt und dementsprechend diese, für mich störende, Dinge nicht so präsent sind. Aber sie sind da.

 

Fazit

Ich mochte Dornenritter sehr, es ist ein sehr düsteres Buch. Eine Geschichte über Dunkelheit und Licht, darüber, wie man selbst in den dunkelsten Stunden nicht den Mut verlieren kann und weiter macht. Dornenritter stellt das Bild von Rittern in Frage, das in so vielen anderen Medien aufgegriffen wird.

Und zum Schluss stellt sich die Frage: Ist Hoffnung allein genug?