HOME > rezensionen > die schamanin
Im Zeichen der Mohnblume

Die Schamanin

Veröffentlicht am 16/04/2024

Rin kämpft sich durch die schwierige Ausbildung an der Militärakademie des Landes. Schnell merkt sie, dass etwas in ihr anders ist – und das könnte den Unterschied machen, als ihr Land erneut im Krieg versinkt.

 

Die Schamanin

Buchinformationen

AuthorR. F. Kuang
Übersetzer:inMichaela Link
Bandnummer1
Verlagblanvalet
Erscheinungstermin2020-01-20
ISBN978-3734162220
Original TitelPoppy War
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Rin ist ein einfaches Waisenmädchen, das im Süden des Kaiserreichs Nikan lebt. Ihre Adoptiveltern benutzen sie als billige Arbeitskraft, und um sie herum gibt es nur Armut, Drogensucht und Ödnis. Um diesem Leben zu entfliehen, setzt sie alles daran, um an der Eliteakademie von Sinegard aufgenommen zu werden. Doch auch dort wird Rin wegen ihrer Herkunft verspottet und ausgegrenzt. Da bricht ein Krieg gegen das Nachbarreich aus. Rin muss nun kämpfen und entdeckt dabei, dass ihre Welt nie so einfach war, wie sie geglaubt hatte – und dass sie zu viel mehr in der Lage ist, als sie selbst je für möglich gehalten hätte.

Die Handlung kurz erklärt

 

Rin ist eine Kriegswaise und wurde von einer Familie adoptiert, die sie als billige Arbeitskraft missbrauchen. Um aus dieser Situation zu entkommen, lernt Rin in jeder freien Minute für einen Test, der sie an die Militärakademie nach Sinegard bringen kann. Wenn sie gut genug ist.

Und glücklicherweise ist Rin das und schafft es trotz aller Steine, die ihr in den Weg geworfen werden, an der Akademie zu bleiben. Dank der Hilfe eines Meisters, den niemand Ernst nimmt und der ein Fach unterrichtet, das es gar nicht gibt. Doch genau er scheint es zu sein, den Rin benötigt, um mit dem klarzukommen, was in ihr schlummert.

Als erneut ein Krieg losbricht und die Schüler schneller als ihnen lieb ist den Truppen beitreten, stellt sich jedoch die Frage, wie nützlich Rin wirklich sein kann und wie weit sie bereit ist zu gehen, um ihr Land zu beschützen.

 

Meine Eindrücke

 

Der Einstieg & die Handlung

 

Am Anfang war ich sehr zwiegespalten von diesem Buch. Die ersten fünfzig Seiten drehen sich um Rins Leben davor, bei ihren Adoptiveltern und in ihrem Dorf, ihren Weg zur Prüfung und schließlich die Prüfung selbst. Ich war nicht gerade angetan von so einem Start, es hat sich etwas angefühlt wie eine Nacherzählung und war nicht wirklich relevant. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass man die ersten 50 Seiten komplett auslassen kann, weil sie auch später nicht relevant werden. Wenn es um Rins Familie geht, dann versteht man das aus dem Kontext. Und sowas ist kein guter Start für ein Buch, oder?

 

Als Rin schließlich in Sinegard ankommt und in den Unterricht startet, wurde es viel, viel besser. Rin knüpft schnell Freundschaften und Feindschaften, ihr werden Hindernisse vor die Füße geworfen, die unmöglich zu überwinden scheinen. Gerade das hat mich sehr in die Geschichte gezogen. Rin dabei zuzusehen, wie sie trotz allem weiter macht. Wie sie sich durchkämpft und nicht mal die Option zulässt, dass sie es nicht schaffen kann.

Rins erstes Jahr in Sinegard war super spannend zu lesen. Danach geht es wieder etwas bergab. Wir müssen eine Zeitraffer über zwei Jahre überwinden, in denen Rin sehr viel über Gottheiten und Meditation lernt. Vielleicht geht es auch schon ein bisschen in eine (Pseudo-)Philosophische Richtung. Für mich war das nichts Greifbares. Ich konnte damit nicht wirklich was anfangen.

 

Und dann, endlich, startet der Krieg. Wer jetzt glaubt, jetzt geht die Action und Spannung los – den muss ich leider enttäuschen. Es gibt spannende Momente. Momente, die die Handlung lenken und beeinflussen. Aber dazwischen? Hat alles so ein bisschen rumgetümpelt. Es wirkte ziellos. Irgendwann hab ich auch gemerkt, wie weit weg von Rin ich war. Ich konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Ihre Gefühle und Gedanken waren einfach so weit weg für mich. Ich war komplett raus aus der Protagonistin, die das Buch tragen soll und das hat schließlich auch dazu geführt, dass ich am Ende da saß und ich mir dachte: Ich versteh dich nicht, Rin.

Das Setup fürs Ende war da, es macht alles Sinn, es ist alles nachvollziehbar. Es gab Foreshadowing. Das ist alles nicht das Problem. Ich sitz aber trotzdem da und denk mir, dass ich einfach 0 nachvollziehen kann, WARUM Rin jetzt so gehandelt hat. So gings mir das halbe Buch, aber so richtig ausschlaggebend war es dann hier. Und das ist wahrscheinlich mein größtes Problem mit dem Buch. Ohne eine Verbindung zu Rin zu haben, funktioniert es einfach nicht.

 

Schreibstil & Brutalität

 

Gefühlt ist der Schreibstil ab einem gewissen Punkt auch einfach sehr distanziert geworden, ging immer weiter weg von Rin und ihrem Innenleben. Was super gut passen würde, wenn wir uns die Geschehnisse anschauen. Je traumatischer die Erlebnisse werden, desto weiter sind wir stilistisch weg von Rin. Sie verschließt sich, schließt uns als Leser aus. Aber das hilft mir nicht dabei, mit Rin mitzufühlen. Mitzuleiden.

Das wirkt sich auch darauf aus, wie man Charaktere wahrnimmt. Im ersten Sinegard ja war das alles so gut für mich. Es hat alles funktioniert. Ich konnte gut einordnen, wie Rin zu den anderen steht. Aber danach nicht mehr.

Dementsprechend schwer fand ich die Umschwünge in den Beziehungen. Nüchtern betrachtet machen sie alle Sinn, keine Frage. Aber auch wieder hier: Ich konnte sie nicht nachvollziehen.

Die einzige Ausnahme bleibt die Dynamik zwischen Rin und Kitay. Sie war von Anfang bis Ende so gut dargestellt und konnte mich mitreißen, wenn es Kriege nicht konnten.

 

“Im Zeichen der Mohnblume” wird immer als sehr brutal beschrieben und dem kann ich mehr oder weniger zustimmen. Es hat eine explizite Sprache, es werden Dinge benannt und Gewalt spielt natürlich eine große Rolle. Aber das Buch fokussiert sich mehr auf das Leiden und den Schmerz, die Hoffnungslosigkeit und die Angst als auf die Kämpfe. Das ist eine interessante und spannende Entscheidung. Richtig umgesetzt kann das einen großen Impact haben und sehr lange nachklingen – aber dieser Impact blieb bei mir aus.

Wenn ich darüber gelesen habe, dass man die Inhaltswarnungen für das Buch beachten soll (die in der deutschen Ausgabe fehlen!), drehte sich alles immer um eine gewisse Stadt-Szene. Und ich verstehe das, es war ein heftiges Ereignis. Aber am schlimmsten fand ich die Nacherzählungen in den Dialogen, die auf mich einfach so viel mehr Wirkung hatten als die eigentliche Szene.

 

Fazit

 

Ich habe sehr zwiegespalten angefangen zu lesen und bleibe zwiegespalten zurück. Es fing so gut an (nach den ersten 50 Seiten) und ließ dann doch wieder nach. Alles was gewirkt hat, als würde es spannend werden, konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Schlussendlich hat mich das Buch vollends verloren.

Rins Geschichte hat eine interessante Prämisse und das wird wahrscheinlich auch der einzige Grund sein, warum ich weiter lesen werde. Die Handlung selbst, bricht man sie etwas herunter, war auch nicht so besonders. Es wirkte alles so unfokussiert, so ziellos. Wir verbringen so viel Zeit an Orten, so viel Zeit in Szenen, die schlussendlich nur einen kleinen Effekt auf das große Ganze haben.