Der Preis der Gier
Spiele auf Leben und Tod prägen die Welt von Franzi Kopkas “Gameshow”. Und wäre das nicht schon grausam genug, werden auch noch Wetten auf die Köpfe von Menschen jeder Altersklasse abgeschlossen. Cass hasst diese Spiele und Wetten – und muss sich trotzdem daran beteiligen.
Buchinformationen
Author | Franzi Kopka |
Bandnummer | 1 |
Verlag | FISCHER Sauerländer |
Erscheinungstermin | 2023-03-29 |
ISBN | 978-3737359474 |
Erschienen als | E-Book, Hardcover, Hörbuch |
Gelesen als | Hardcover |
Bewertung |
Klappentext
Gegen wen spielst du wirklich?
2126, New London: Als die siebzehnjährige Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen wird, weiß sie, dass es nur einen Weg gibt, dieser Hölle zu entkommen: Sie muss es in die nächste Gameshow schaffen. Wer an der Gameshow teilnimmt, kann ein Ticket nach ganz oben gewinnen – oder bezahlt die Chance mit dem Leben. Cass bekommt unerwartet Hilfe von Jax, dem besten Gamer in der Arena. Die beiden werden Verbündete im großen Spiel um ihr eigenes Leben und gesellschaftlichen Aufstieg. Doch ihr Deal und auch ihre Gefühle füreinander beruhen auf einer Lüge, die alles, was sie sich gemeinsam erkämpft haben, zum Einsturz bringen könnte.
Meine Eindrücke
Die Spielregeln
Die Welt von “Gameshow” ist dystopisch, es gibt anscheinend eine neue Weltordnung, die auf den Ruinen der alten Welt erbaut ist. Zumindest wirkt es so, denn der Hauptschauplatz ist nicht London, sondern New London.
Glücksspiel ist auch nicht mehr reguliert, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Jeder muss wetten, das ist Teil der Gesellschaft und der Prämisse dieses Buchs. Und die Gesellschaft ist gespalten in “Ränge”. Von den Bronzenen ganz unten bis zu den Purpurnen ganz oben bestimmt das Geld auf deinem Konto, wo du wohnen darfst und mit wie vielen Annehmlichkeiten du dein Leben verbringen kannst.
Und dann gibt es noch die Gamer in der roten Zone. Die, die Bankrott gegangen sind oder Verbrechen begangen haben, landen nun da, wo niemand hin will und werden regelmäßig zu Spielen eingezogen. Manche trivial und harmlos wie ein Golfturnier oder Tanzwettbewerbe. Die meisten jedoch überzogen sadistisch, wie ein mit Fallen gespicktes Labyrinth zu durchqueren, dessen Bodycount wahrscheinlich zu hoch zum zählen ist.
Und wozu das Ganze?
Um zu den Neutrals zu gelangen.
Zu der Gesellschaft, die weder wetten noch spielen muss. Die ein zufriedenes Leben führen können, ohne sich noch um etwas Gedanken machen zu müssen.
Das ist das Ziel von Gamblern und Gamern gleichermaßen.
Ein zu hoher Einsatz
Cass lebt zusammen mit ihrem Vater in Platin und durfte beste Schulbildung, Leistungssport, Partys und vor allem Sicherheit genießen. Während ihre Freunde nacheinander zu den Neutrals abreisen, bleibt sie zurück und wartet darauf, dass ihr Vater auch endlich genug Geld zusammen hat. Denn Cass selbst wettet nicht, wenn sie nicht muss. Sie hasst das System dahinter und findet die Spiele einfach nur grausam.
Und damit fällt sie aus dem Rahmen, denn alle anderen finden alles gut so wie es ist und nur halb so schlimm. Selbst diejenigen, die nicht offensichtlich an Spielsucht leiden.
Aber Cass kann dieses Leben nicht lange genießen und gewinnt durch einen Fehler ein Ticket direkt in die rote Zone, wo sie sich zukünftig als Gamerin durchschlagen muss.
Relativ schnell findet sie Freunde und Verbündete, die ihr helfen, nicht direkt den Löffel abzugeben. Sie kommt dabei nicht nur Jax, einem bekannten Überflieger-Gamer sehr nahe, sondern auch ein paar Geheimnissen, die lieber vergraben bleiben sollten.
Und dann?
Von der ersten Seite an fand ich Cass als Protagonistin schwierig. Sie ist anscheinend die einzige, die die Spiele brutal findet und nicht wetten möchte, während alle anderen es vollkommen normal finden. Immerhin gab es dieses ganze System bereits vor ihrer Geburt.
Auf der anderen Seite hilft Cass’ Stimme dabei, die Gefahren von Glücksspiel richtig einzuordnen. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen in eine Spielsucht abrutschen, ist das bei einem Buch mit einer solchen Thematik unfassbar wichtig. Denn im Endeffekt ist es vor allem Cass, die dieses gefährliche System wirklich kritisiert. Auch wenn das Buch wahrscheinlich als einzig große Kritik am Glücksspiel geplant ist, kommt davon nicht viel durch.
Eigentlich habe ich genau das erwartet: Einen Haufen Kritik, viel Blut und Tod, starke Szenen, in denen die Protagonistin um ihr Leben kämpft und sich selbst in moralischen Fragen verstrickt. Ist es in Ordnung, aus Notwehr zu töten? Ist es in Ordnung, jemanden während einem solchen Spiel zu töten? Ist es in Ordnung, egoistisch zu handeln?
Und na ja, ich wurde recht schnell enttäuscht. Zum einen zieht es sich, bis Cass endlich in ihrem ersten Spiel landet und zum anderen nehmen aktiv beschriebene Spiele nur wenig Raum in diesem Buch ein. Auch die moralischen Fragen werden nicht gestellt, weil man sich dafür entschieden hat, Cass eindeutig gut zu zeichnen. Hier gibt es keinen Platz für Zweifel an ihrer guten Seele. Nicht einmal mit dieser einen Lüge.
Aber das ist Cass und wie bereits bei den Gamblern ist sie da so ziemlich die einzige, die so eine ehrliche Einstellung hat. Andere Gamer, die wir kennenlernen, schrecken nicht davor zurück zu töten – und tun das natürlich auch.
Auch hier umschifft man moralische Fragen, indem man sie einfach nicht stellt. Entweder man ist mit Cass in einem Team und bei den Guten – oder eben das genaue Gegenteil.
Fazit
“Gameshow – Der Preis der Gier” konnte mich nach anfänglichen Schwierigkeiten unterhalten. Das Buch ist jetzt nicht wirklich das, was ich erwartet oder erhofft habe, aber es hat zumindest seinen Reiz.
Die Charaktere waren nett in ihren Dialogen und Dynamiken, ich mochte Enzo und Jax eigentlich sehr gerne. Auch die Lüge, die im Klappentext geteasert wird, war spannend zu erraten.
Zum Schluss bleiben mir einige Fragezeichen zurück, allen voran: Warum? Wozu das ganze? Wozu gibt es dieses ganze System?
Gerade diese Fragen stellen sich mir seit Anfang an und ich hoffe, dass sie in Band zwei beantwortet werden. So interessant diese dystopische Gesellschaft auch ist, fehlt mir einfach noch etwas, was diese Entwicklung glaubhaft erscheinen lässt.
Empfehlen kann ich das Buch, solange man nicht mit der Erwartung ran geht, ein Brett wie “Die Tribute von Panem” in den Händen zu halten. "Gameshow" fehlt es dafür zumindest in Band 1 noch an Tiefe und Bedrohung.