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Cold-Blooded

Der Geschmack von Blut und Schatten

Veröffentlicht am 27/07/2023

Übernatürliche Wesen die mit den Menschen einen brüchigen Frieden geschlossen haben.

Und ein uralter Plan, der schief geht.

 

Der Geschmack von Blut und Schatten

Buchinformationen

AuthorMartin Gancarczyk
Bandnummer1
VerlagSelfpublishing
Erscheinungstermin2020-07-17
ISBN978-3966986021
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Mit Anlauf in den größten Haufen Mist – nichts könnte Grayson Huffs Leben besser beschreiben. In einer Welt, in der Menschen wie Nutztiere gehalten werden, versucht der 28-jährige, als eben dieser zu überleben. Was allerdings nur bedingt klappt bei seinem Pech, denn er stirbt und erwacht gleich darauf wieder aus dem Reich der Toten. Etwas, das als Mensch jedoch unmöglich ist – richtig? Doch Grayson ist kein Mensch, zumindest wenn er dem Gestaltwandler Wayland glauben darf, der für den Geheimdienst MIA arbeitet und ihn in Mysterien einweiht, von denen Grayson nicht mal zu träumen gewagt hat. Bald schon verstrickt er sich immer tiefer in Machenschaften, die bis zum Anbeginn der Zeit zurückreichen. Und dann wären da noch die aufkommenden Gefühle zu Wayland, die das Chaos perfekt machen.

Meine Eindrücke

Die Charaktere

Grayson ist ein Pechvogel, schrill, liebt die Neunziger und verbirgt sich hinter einer Fassade von Witzen. Er ist ein Einzelgänger, vertrauen fällt ihm schwer und darüber hinaus plagen ihn die Schatten seiner Vergangenheit.

 

Wayland ist ein Tigerwandler, Agent und innerlich zerrissen. Sein inneres Tier und er sind sich nicht immer einig - vor allem nicht, wenn es um Grayson geht.

 

Zusammen mit weiteren Agenten bilden Grayson und Wayland ein Team das Wesenübergreifende Gewalttaten aufklären soll. Zuerst mochte ich die Vielfalt der Charaktere, aber schnell hat sich gezeigt, dass sich alle doch sehr ähnlich sind. Es ist eine ähnliche Griesgrämigkeit und viele sind einfach sehr schrill bzw. überspitzt gezeichnet. Für mich war auch noch ein großes Problem, dass sich beim “Kernteam” für mich keine wirkliche Dynamik unter den Charakteren gezeigt hat. Die, bei denen es gewisse Dynamiken gab waren anderweitig verknüpft aber so wirklich als Team, die untereinander Freunde sind und sich wichtig sind, hat es sich zeitweise nicht angefühlt. Deswegen waren die Reaktionen gegen Ende etwas schwer nachvollziehbar für mich.

 

Die Handlung

In einer allzu nahen Zukunft haben sich Schattenwesen - Vampire, Werwölfe, Hexen und was einem noch so einfällt - aus den Schatten erhoben. Nach einem Krieg gegen die Menschen herrscht ein brüchiger Frieden, der für beide Seiten nicht optimal ist.

 

Grayson lebt als normaler Mensch in Chicago, zumindest bis er zur Jagd freigegeben wird und stirbt. Anders als normale Menschen kehrt er jedoch zurück ins Leben - immer wieder. Als Wiedergänger lebt er pro Zyklus viele Jahre, bevor er als Säugling wiedergeboren wird, ohne Erinnerungen. Als er dann dem Tigerwandler Wayland begegnet und sich beide von Anfang an nicht riechen können, aber in Zukunft zusammenarbeiten müssen, scheint Graysons Welt komplett auf den Kopf gestellt. Während Wayland, Grayson und ihr Team ihrem ersten Fall an Gewalttaten gegen Schattenwesen nachgehen, entdeckt Grayson immer neue Fähigkeiten. Doch niemand kann ihm helfen, hat sein altes Selbst doch alle, die mehr über seinen ursprünglichen Plan wissen, dazu verdammt, zu schweigen. Es ist also an Grayson, Wayland und seinem Team nicht nur eine Mordserie aufzuklären, sondern auch das Geheimnis um Grayson zu entschlüsseln.

 

Ich hatte es am Anfang extrem schwer mit Grayson. Er war einfach … zuviel. Ich mag Bücher, die sich nicht so ernst nehmen und viel Humor mitbringen, aber der Anfang war einfach zu viel. Zu schräg, zu viel Slapstick. Es war anstrengend und ich hab mich mehr als einmal dabei erwischt, mir zu wünschen, dass sie doch jetzt Ernst machen und den Plot voranbringen sollen. Das hat in meinem Fall dazu geführt, dass ich Grayson in “ernsten” Szenen trotzdem nicht ernst nehmen konnte und öfter mit den Augen gerollt hab.

Aber es wurde besser. Langsam, aber stetig. Der Humor war zwar bis zum Schluss vorhanden, aber ist immer mehr zu einem Akzent geworden und darüber bin ich sehr, sehr froh. Nicht nur, weil es Teil von Graysons Entwicklung ist, sondern weil es das Buch für mich um Längen besser gemacht hat.

Ansonsten war die Spannung für mich eher ein plätschern als ein Bogen. Es hat sich öfter nach Stillstand angefühlt und sich im Zwischenmenschlichen verloren. Lange ist nichts passiert, was mir irgendwie einen Reiz für die Haupthandlung gegeben hat. Das hat wirklich gedauert, auch wenn die Verknüpfung am Ende doch ganz gut gemacht war. Dadurch, dass ich mit den Figuren kaum warm geworden bin, konnte mich das Zwischenmenschliche auch nicht ganz abholen und es war schwierig, dran zu bleiben.

Aber andere Verknüpfungen, im großen und ganzen...waren mir wieder zuviel. Grayson und Wayland stolpern durch die Geschichte während um sie herum jeder mehr wusste oder mehr Informationen hatte. Jeder kennt irgendwen der mal wichtig werden könnte und Wayland und Grayson stolpern weiter…

Die beiden haben sich sehr oft passiv angefühlt in ihren Handlungen. Sie reagieren nur auf die Umstände, nur blöd, dass sich die Antagonisten ruhig verhalten und es nichts gibt, auf das die beiden reagieren können. Dafür wurde ordentlich in Graysons und Waylands Vergangenheit gegraben und was soll ich sagen? Grayson ist was seine Fähigkeiten und … Stellung? betrifft einfach so überladen, dass es schon wieder einen speziellen Charme im Kontext der Geschichte hat. Ich war genauso genervt wie alle anderen, wenn mal wieder ein Spruch kam a la “Ich weiß was, aber ich kann es dir nicht sagen, wegen dem Zauber des früheren Grayson”. Und das fand ich dann doch etwas witzig.

Während ich bei Grayson noch nachvollziehen konnte, warum er so überladen wurde, kann ich das bei Wayland nicht mehr.

Allgemein gab es so viele Enthüllungen und “Schocker”, dass sie irgendwann nicht mehr geschockt haben. Oh, da ist noch was? Ja, okay, können wir jetzt weiter machen? Es war nicht nicht überraschend, weil es nicht überraschend war, sondern weil zu viel vorher schon überraschend sein sollte. Ich kann mir vorstellen, dass hier versucht wurde, das Ganze etwas satirisch darzustellen. Die Protagonisten mit einem Twist in der Vergangenheit sind ja nicht gerade selten. Aber für mich war es einfach zu viel. Humor ist für jeden anders und meinen hat Cold Blooded nicht ganz getroffen.

 

Fazit

Cold Blooded ist ganz sicher kein schlechtes Buch, aber leider für mich nicht ganz das richtige. Es ist einfach zu viel. Für mich hat das Buch vieles falsch gemacht, aber auch einiges richtig. Immerhin bin ich doch neugierig, wie es nun weitergeht und was Grayson noch so aus dem Ärmel schütteln kann.

Für mich war Cold Blooded ein nettes Buch zwischendurch. Zum abschalten und nicht viel nachdenken. Ein bisschen Spaß haben. Wohlfühlbuch trifft es sicher auch ganz gut.

Mir hat die Tiefe gefehlt aber die muss ja nicht jedes Buch haben. Das Buch kann einige Zeit gut unterhalten und wenn es den Humor des Lesenden trifft, ist es ganz sicher ein Highlight.

Ansonsten kann ich auch nur sagen: Macht euch selbst ein Bild, schaden tut es nicht. Und natürlich freue ich mich auf Band zwei.