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Die Morde von Edinburgh

Das Gift der Lüge

Veröffentlicht am 24/02/2024

Als Raven zurück nach Edinburgh kommt, ahnt er nicht, was ihn dort erwartet. Während Sarah weitergezogen ist, gibt es schwere Vorwürfe gegen Dr. Simpson und eine neue Mordserie erweckt nur Ravens und Sarahs Aufmerksamkeit.

 

Das Gift der Lüge

Buchinformationen

AuthorAmbrose Parry
Übersetzer:inHannes Meyer
Bandnummer2
VerlagPiper
Erscheinungstermin2022-12-01
ISBN978-3492318297
Original TitelThe Art of Dying
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Eine Kette unerklärlicher Todesfälle erschüttert das viktorianische Edinburgh. Will Raven und Sarah Fisher sind wieder im Einsatz und jagen durch einen historischen Krimi der Extraklasse. 

Das goldene Zeitalter der modernen Medizin begann unter den schummrigen Gaslaternen des viktorianischen Edinburghs. Hier wirkte etwa James Simpson, der Vater der modernen Anästhesie. Doch während helle Köpfe zum Wohl der Menschheit forschten, waren in den Schatten oft düstere Kräfte am Werk. Denn der einzige Unterschied zwischen Gift und Medizin ist die Dosierung … 

Die Handlung kurz erklärt

 

Ein Jahr ist vergangen, seitdem Raven seine Famulatur bei Dr. Simpson beendet hat und zusammen mit Henry durch Europa gereist ist, um sich weiterzubilden. Dabei hat er die Beziehung mit Sarah beendet und ihr klar gemacht, dass sie beide keine Zukunft haben würden. Doch nach einem Überfall zieht es Raven doch zurück nach Edinburgh und zu Dr. Simpson – diesmal als dessen Assistent.

Sarah ist ebenfalls weitergezogen und mittlerweile verheiratet. Dennoch ist sie als Assistentin an Dr. Simpsons Seite geblieben und hat ihr Wissen und Können im medizinischen Bereich ausbauen können.

Doch in der Queen Street ist nicht alles so ruhig, wie es vielleicht scheint. Geld fehlt in der Haushaltskasse und darüber hinaus gibt es Anschuldigungen, dass Dr. Simpson bei der Behandlung einer Patientin fahrlässig gewesen und sie damit umgebracht hat.

Sarah nimmt es auf sich, den Ruf von Dr. Simpson wiederherzustellen, aber als Frau alleine kann sie nicht viel ausrichten, dafür benötigt sie Raven. Erst recht, als andere Todesfälle auffällige Parallelen aufweisen.

 

Meine Eindrücke

 

Einstieg & Handlung

 

Ich muss ehrlich sagen, dass ich am Anfang des Buches etwas enttäuscht war, dass wir einen so langen Zeitsprung hinter uns hatten. Hinzu kam dann noch der Punkt, dass sich Raven in Berlin befunden hat und nicht in Edinburgh. Diese Sache hat sich wenigstens schnell bereinigt.

 

Ansonsten war die Handlung des Buchs eher durchwachsen. Ich mochte am ersten Band, dass man viele Gelegenheiten hatte mitzuraten und alles für das Ende relevant war. Aber der größte Faktor war natürlich, als Leser selbst herauszufinden, wer hinter den Morden steckt. Und gerade das ist in “Das Gift der Lüge” komplett weggefallen. Während Raven und Sarah noch nicht mal auf eine Mordserie gekommen waren und Raven später seiner “Entdeckung” nachjagt, weiß man als Leser bereits, was Sache ist und wer dahintersteckt. Es ist einfach ein großer Faktor weggefallen, der mir in “Die Tinktur des Todes” Spaß gemacht hat.

Mich hat dieser Umstand zeitweise so aufgeregt und auch enttäuscht, dass ich keine Lust hatte, an den anderen Rätseln teilzunehmen.

Positiv hervorheben kann man aber natürlich trotzdem wieder einen Showdown, der sehr gut aufgebaut und geschrieben war. Allgemein finde ich es super, dass wirklich jedes Detail wichtig für die Handlung ist und am Ende ein großes Bild ergibt. Ich bin über die Umsetzung wirklich beeindruckt.

Negativ fand ich tatsächlich, wie ähnlich sich das Finale von Band 1 und 2 sind, wenn es um die Rollen der Figuren geht.

 

Die Charaktere

 

Ich hatte ja meine Probleme mit der plötzlichen Liebesgeschichte von Raven und Sarah und war erleichtert, als diese in Band 2 genauso plötzlich wieder fallen gelassen wurde. Leider sollte es ja nicht dabei bleiben, weil Raven noch nicht damit abgeschlossen hat.

Die Geschichte fokussiert sich wieder sehr stark auf die Figuren und ihr Leben, was ich persönlich jetzt nicht allzu schlimm fand, weil ich die Dynamiken und Szenen sehr mochte.

 

Ich weiß aber nicht, was ich von den Entwicklungen in diesem Buch halten soll. Während Sarah mir in diesem Band etwas ans Herz gewachsen ist, war Raven einfach over the top. Ich fand seine Gedanken teilweise wirklich nur schwer zu ertragen, gerade der Punkt, als er meint, wegen Sarah jetzt keine Frauen, die “sich ihrer Rolle ergeben” anziehend finden zu können. Tut mir Leid, aber was? Ich finde es zwar gut, wie hier immer wieder Frauen vorkommen, die keine üblichen Wege für diese Zeit gehen und auch Männer da sind, die das unterstützen. Aber warum muss man andere Frauen dann niedermachen? Warum ist jede Frau, die sich nicht dem Patriachat offen widersetzt, dumm oder schwach? Ich könnte jetzt auch aus dem Stehgreif keine weibliche Figur nennen, die “in ihrer Rolle bleibt” und nicht negativ bis antagonistisch gezeichnet wird. Die einzigen Ausnahmen werden als leidend dargestellt, bis sie schließlich sterben.

Und dann gibt es auch noch den Punkt, dass die Täterin in diesem Buch gerade am Anfang gegen Patriarchat und Klassensystem spricht – aber das ist vollkommen egal. Diese Punkte werden einfach fallen gelassen und haben schließlich auch keinerlei Relevanz für die Motivation der Antagonistin.

Aus feministischer Sicht finde ich das Buch weiterhin etwas fragwürdig.

 

Aber gut, ich fand es trotzdem schön wieder in die Queen Street zurückzukehren, auch wenn ich es schade finde, dass die Bewohner hier eine noch kleinere Rolle eingenommen haben als im Vorgängerband. Gerade Simpson war die meiste Zeit abwesend und die Rolle, die er jetzt für Raven eingenommen hat, finde ich durchaus etwas fragwürdig. Nicht zuletzt weil Raven zwar einerseits anfängt, ihm (gedanklich) zu widersprechen, andererseits gerade am Anfang auch darauf hinweist, dass niemand unfehlbar ist. Gerade die Glorifizierung fand ich streckenweise schwierig und war froh, dass Raven hier durchaus andere Richtungen einschlägt. Auch wenn auch dieser Punkt wieder fallen gelassen wird.

 

Fazit

 

Ich hatte mir von “Das Gift der Lüge” weitaus mehr erwartet, als ich letztendlich bekommen habe. Ich war enttäuscht und auch etwas frustriert von dem Buch, weil das große Geheimnis des Täters keines war und man stattdessen 70-80% des Buches damit verbringt den Protagonisten zuzusehen, wie sie ziel- und ahnungslos durch die Gegend laufen.

Ja, es gab natürlich noch andere Punkte, bei denen man hätte miträtseln und Hinweise sammeln können aber mir fehlte hier einfach der Reiz. Was sicherlich nicht nur die Schuld des Buches ist.