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Die Neraval-Sage

Das gefälschte Siegel

Veröffentlicht am 15/07/2022

Ein heruntergekommener Fälscher, ein arroganter Prinz, ein steinharter Wächter und eine eingebildete und naive Magierin - Was soll da schon schief gehen?
Spoiler: Viel. 

Das gefälschte Siegel

Buchinformationen

AuthorMaja Ilisch
Bandnummer1
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungstermin2019-02-23
ISBN978-3608960303
Original TitelDas gefälschte Siegel
Erschienen alsE-Book, Hardcover, Hörbuch
Gelesen alsE-Book
Bewertung

Klappentext

Um Kevron, der einst ein begnadeter Fälscher war, steht es nicht zum Besten. Schulden, Alkohol und sein angeborener Hang zur Faulheit haben ihn fest im Griff. Da klopft es eines Tages an seine Tür. Vor der Kammer steht kein Geringerer als der geschwätzige Prinz Tymur und sein Anliegen duldet keinen Aufschub.

Es ist das größte und gefährlichste Geheimnis des Landes: Vor vielen Tausend Jahren brachten der sagenumwobene Held Damar und die Zauberin Illiane einen Erzdämon zur Strecke und bannten ihn in eine Schriftrolle. Unter den wenigen, die davon wissen, gibt es einen schrecklichen Verdacht: Wurde das Siegel der Rolle gebrochen? Ist der Dämon entwichen?

Ein verlotterter Fälscher Namens Kevron Kaltnadel erhält vom König den Auftrag der Sache nachzugehen. Es ist ungemütlich, es ist anstrengend und es ist gefährlich – aber Kevron bleibt keine Wahl. Die Spur führt ins ferne Nebelreich und wer hier verlorengeht, den wird man nicht vermissen.

Persönliche Meinung:

Vorab: Ich lese so gut wie gar keine “klassische Fantasy” und ich würde “Die Neraval-Sage” dort auch nicht so wirklich einordnen. Es wirkt wie eine klassische Fantasy-Trilogie, bringt aber keine klassischen Helden mit.

Die Charaktere

Ich finde es unfassbar toll, dass die Charaktere alle wirklich Ecken und Kanten haben. Naja, seien wir mal ehrlich: Sie bestehen fast nur daraus.

Gerade Kevron, der einfach nur ein kaputter Alkoholiker ist, manipuliert wird und ein Angsthase sondergleichen ist. Aber gerade Kevron ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass selbst in der “schlimmsten” Person noch etwas positives zu finden ist. Auch, wenn seine Treue und Loyalität gegenüber Tymur vielleicht nicht besonders gesund ist…

Die Charaktere sind wirklich einzigartig, stechen hervor und erfüllen die Geschichte mit leben. Ja, sie haben zwar noch ein paar Aufgaben zu erledigen und eine Quest, der sie sich widmen, aber ganz ehrlich? Der Plot rückt in den Hintergrund, ist nur der rote Faden, an dem sich die Charaktere entlang hangeln - und das ist gut so! Jede einzelne Persönlichkeit erfüllt dieses Buch mit leben und trug unheimlich dazu bei, dass ich in diese Geschichte hinein gezogen wurde. Das Buch nicht weglegen konnte.

Nichtsdestotrotz gab es Spannung, “sich-an-den-Kopf-fassen” und Momente, wo ich den ein oder anderen am liebsten gegen die Wand geklatscht hätte.

Allen voran natürlich Tymur. Und Enidin.

Aber genau das ist es, was ich mag: Wenn Charaktere in mir Emotionen auslösen, egal in welche Richtung. Selbst bei verhassten und nervigen Charakteren sitze ich oft da und lese weiter, weil ich einfach wissen möchte, ob dieser Charakter nicht doch noch Konsequenzen erlebt. Ob er sich wandelt. Und vor allem, wie andere Charaktere mit ihm interagieren. Es gibt nicht wenige meiner Lieblingsbücher wo ich gar keinen wirklichen Lieblingscharakter benennen kann, weil...ich die Charaktere einfach nicht mag. Auch “Das gefälschte Siegel” ist so ein Buch, wo ich nicht wirklich sagen kann, ob ich eine der Hauptpersonen überhaupt mag. Was ich auf jeden Fall mag sind ihre Interaktionen miteinander, die Dialoge und Handlungen.

Kevron tut mir wahnsinnig Leid, Lorcan auch ein bisschen, aber nur ein bisschen. Tymur würde ich am liebsten gegen die Wand klatschen und Enidin ... Enidin nervt mich sehr und ich freue mich immer ein bisschen darüber, wenn sie mal etwas abkriegt. Auch wenn sie mir dann auch ein bisschen Leid tut.

Okay, ja, Tymur tut mir teilweise auch Leid und ja, eigentlich tun mir alle in diesem Buch Leid.

Aber am ehesten würde ich noch Kevron da raus holen und ihn beschützen, die anderen schaffen das schon alleine. Mehr oder weniger.

Die Handlung

Zum Plot an sich möchte ich natürlich auch noch ein paar Worte verlieren. Die klassische Heldenreise kennt wahrscheinlich jeder, der im Fantasy Genre unterwegs ist.

Ich mag die Idee eines Erzdämons, der in eine Schriftrolle gebannt wurde - aber oh, vielleicht sitzt er da auch gar nicht mehr? Diese Unwissenheit während des ganzen Buches begleitet sowohl Charaktere als auch Leser und ist natürlich auch ein zentraler Punkt neben der Suche nach Illiane. Die Idee des Turms und der Steinernen hat mir auch sehr gefallen, genauso wie des Rätsels Lösung. Es wirkt vielleicht etwas abgedroschen aber ich mochte es tatsächlich und es war eine nette Überraschung.

Das Ende war nur unglaublich gemein. Sehr, sehr gemein. Ich bin froh das ich Band 1 gelesen hab als Band 2 bereits verfügbar war, ansonsten hätte ich nicht gewusst, was ich in der Zwischenzeit tun sollte.

Der Weltenbau

Ein Kritikpunkt von anderen Lesern ist häufig der blasse Weltenbau, der mich zum Beispiel überhaupt nicht stört. Ich weiß das, was ich wissen muss, alles andere ist für die Geschichte wahrscheinlich nicht relevant. Und das ist auch gut so. Ich brauch keinen Infodump und keine Informationen die ohne Zusammenhang im Buch stehen. Dadurch wirkt die Welt für mich nicht greifbarer oder dreidimensionaler, sondern einfach aufgeblasen und vollgestopft.

Nebenfiguren und Statisten sind was tolles, ja, aber sie kommen hier meiner Meinung nach auch nicht zu kurz. Die Geschichte ist sehr auf die vier Hauptfiguren aufgebaut aber bewegt sich nicht um sie herum. Sie müssen reagieren - auf andere Charaktere, auf Gefahren und auch auf den Plot. Dabei wirken sie für mich nicht komplett passiv, der Eindruck könnte bei anderen jedoch aufkommen.

Fazit

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht, Kritikpunkte waren für mich halb so schlimm oder gar nicht vorhanden. Die Charaktere bringen eine eigene Dynamik mit und ich hatte wirklich viel Spaß dabei ihnen während ihrer Quest zu folgen.