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A Midsummers Nightmare

Veröffentlicht am 28/04/2024

Auf der Insel Hilma passieren um vier Studenten herum unerklärliche Dinge. Magie kommt in die Welt und bringt eine Bedrohung mit, die das Leben der vier kosten könnte.

 

A Midsummers Nightmare

Buchinformationen

AuthorNoah Stoffers
VerlagKnaur
Erscheinungstermin2024-02-01
ISBN978-3426530177
Erschienen alsE-Book, Taschenbuch
Gelesen alsTaschenbuch
Bewertung

Klappentext

Der schottischen Insel Hilma steht ein Sommer wie kein anderer bevor:

Die Studierenden der altehrwürdigen Elite-Universität proben wie jedes Jahr die Aufführung eines Stücks von Shakespeare. Doch währenddessen entdecken vier Mitglieder der Theatergruppe ihre übernatürlichen Fähigkeiten – und den rachsüchtigen Geist eines Mädchens, gefangen im Gemäuer der Universität.

Rivalitäten, romantische Gefühle und Leistungsdruck verblassen endgültig, als die vier herausfinden, dass nichts ist wie es scheint. Nur wenn es ihnen gelingt, sich ihren inneren Dämonen zu stellen, werden sie sich retten können …

Die Handlung kurz erklärt

 

Ari, Rayna, Ren und Jamie studieren am Murray College auf Hilma, einer schottischen Insel. Sie sind alle vier in der Theatergruppe und bereiten sich während ihres letzten Trimesters nicht nur auf die harten Prüfungen vor, sondern proben auch die Aufführung von Shakespeares “Ein Mitsommernachtstraum”.

Wäre das nicht alles schon stressig genug, werden Ari und deren Identität Steine in den Weg geworfen. Hinzu kommen Geister, verschwundene Jugendliche, ein mysteriöses Tarotdeck und ein Monster aus Rauch und Glut. 

Ari und deren Freunde haben alle Hände voll damit zutun herauszufinden, was das Geheimnis der Hilma Insel ist – und vor allem wie sie aufhalten können, was sich da über ihnen zusammenbraut.



Meine Eindrücke

 

Ich war sehr zwiegespalten, ob ich “A Midsummers Nightmare” von Noah Stoffers lesen möchte. Gerade das Shakespeare Thema war ein großer Punkt, warum ich “If we were villains” von M. L. Rio nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Einfach nicht meine Welt. Aber es war gut, dass ichs trotzdem mit dem Buch probiert habe und noch besser war, dass Theater und Shakespeare nur eine untergeordnete Rolle spielen.

 

Mit Ari eine*n nicht-binären Protagonist*in zu haben fand ich sehr spannend, allgemein erhalten wir viele Eindrücke in die Probleme, die man kurz nach einem Outing hat beziehungsweise haben kann. Dem gegenüber steht Ren, der trans ist und in seiner Rolle bereits etabliert ist. Genau geht man auf Rens Outing und Transition nicht ein, es wirkt jedoch so, als hätte er das alles inkl. Änderung des Geschlechtseintrags bereits hinter sich, als er aufs College kommt. Ren wird als Mann akzeptiert, es gibt zumindest im Buch keine Fälle wo das hinterfragt wird, er misgendered o.Ä. wird – anders als bei Ari. Es ist ein super wichtiger Punkt, dass man zwar mit neuem Namen und neuen Pronomen angesprochen werden kann, aber trotzdem (noch) nicht als das gesehen wird, was man ist, weil die Leute einen anders kennengelernt haben. Oder weil es in Dokumenten anders steht. Gerade bei Nicht-Binärität ist es nochmal ein ganz anderes Problem, dass wir dazu neigen, Menschen dem Aussehen entsprechend ein Geschlecht zuzuweisen und ich finde, der Roman hat dieses Problem sehr gut aufgegriffen und auch facettenreicher dargestellt. Gerade auch mit Ren als Gegenpol, wo gezeigt wird: Es geht doch bei ihm, warum nicht auch bei Ari?

 

Identität ist für Ari ein großes Thema und Problem und Ren und Rayna machen einen unfassbar guten Job darin, das aufzufangen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie toll diese zwei Figuren in diesem Punkt geschrieben sind und wie viel man als Leser selbst daraus lernen und mitnehmen kann.

Rayna zeigt aber auch eine Seite von Freundschaft, die ich nicht wirklich gelungen finde. Gerade am Anfang schlägt sie sehr über die Stränge und ist einfach … rude. Natürlich steht sie unter Druck und befindet sich in einer Ausnahmesituation – aber dass es für manche Vorkommnisse keine Entschuldigung gibt, liegt mir einfach quer im Magen.

“A Midsummers Nightmare” schafft es trotz wenig Screentime für Nebencharaktere doch eine schöne Atmosphäre zu erschaffen. Man spürt die Freundschaft und Verbundenheit und das ist etwas, was viele Bücher für mich nicht schaffen.

 

Aber kommen wir zur Handlung … Grundsätzlich mochte ich die Idee, dass vier Menschen auf einmal magische Fähigkeiten erhalten und das es seltsame Vorkommnisse gibt. Zum Ende hin wurde das wieso und warum gut aufgelöst und auch die Verknüpfung und Einbettung in der schottischen Mythologie fand ich gelungen.

Was für mich leider so gar nicht funktioniert hat, war das Pacing des Buchs. Es wird sehr viel eingestreut, es tauchen unterschiedliche Probleme und Gefahren auf und zum Midpoint knallt es dann so richtig. Mehrmals. Aber danach? Verpufft die ganze Spannung größtenteils und beschränkt sich auf einzelne Szenen.

Als Beispiel nenn ich einfach mal das Thema Leistungsdruck. Das Trimester, in dem sich die Figuren befinden, ist nur noch da, um für die Abschlussprüfungen zu lernen. Es wird immer wieder erwähnt, wie wichtig diese Prüfungen sind, wie viel Stoff es gibt und wie stressig das alles ist. Aber spüren tut man diesen Druck nie. Die Prüfungen sind eine Randnotiz in dem Buch, denn obwohl es immer wieder erwähnt wird, tut die Protagonistentruppe lieber anderes als zu lernen. Was zwar auch immer mal wieder thematisiert wird, aber auch nicht wirklich was ändert.

Ähnlich verhält es sich mit der Theateraufführung. Hier sind wir zwar näher dran, weil die Aufführung einfach mehr Präsenz hat, aber wir sehen nur kleine Eindrücke aus den Proben. Für mich klangen diese Eindrücke auch nicht, als würden sie Probleme haben, weshalb für mich nicht wirklich nachvollziehbar war, warum man so einen Druck ausüben musste, dass die Proben wichtig sind, das man sich mehr darum kümmern muss und die Sache ernster nehmen soll etc.

 

Alles liest sich etwas wie eine Aneinanderreihung von Szenen mit verschiedenen Themen. Jede Szene fokussiert sich auf ein Thema und treibt für dieses Thema die Handlung voran, aber die Szenen greifen nicht gut ineinander. Es fehlt der übergreifende Spannungsbogen und das Gefühl, dass es jetzt ernst wird. Das jeden Moment etwas passiert – vor allem gegen Ende. Wir haben den Knall zum Midpoint und danach widmet man sich dieser Bedrohung nicht wirklich als Bedrohung. Es ist zwar ein Problem, aber gefährlich? Nicht wirklich. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich in der zweiten Hälfte wirklich etwas voran bewegt. Man kommt zu Erkenntnissen, man lernt mehr über das Geheimnis. Aber es fehlt einfach das Gefühl, dass man sich einem Showdown nähert oder gar einem Punkt, der alles verändert. 

 

Schade fand ich, dass es so wirkt, als hätte der Knaur Verlag (mal wieder) nicht sorgfältig gearbeitet. Ich hatte den Eindruck, einige Kontinuitätsfehler gefunden zu haben und der einzige Grund, warum ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass es wirklich welche sind, ist, weil ich nicht die Muse und den Nerv hatte, jetzt nochmal zurückblättern und das halbe Buch nochmal zu lesen. Es ist für den Verlag aber auch nichts Neues, solche Fehler zu übersehen, das wäre das 3. Buch von deutschen Autor*innen, bei dem man einfach nicht sorgfältig war.

Punkt ist dann auch noch der Druck bzw. das Cover. Die Schrift und die Umrahmung sind mit einer Goldfolie(? ich kenn mich nicht so mit Druck aus, deswegen kann das Wording falsch sein) veredelt und diese löst sich einfach bei normalem Lesegebrauch ab. Es gibt nichts Nervigeres, als wenn man das Buch zuklappt und an den Fingern ist dann das Material, das für das Cover verwendet wurde. Wenn man sich auf Amazon Rezensionen beziehungsweise Bilder anschaut, dann bin ich da auch leider kein Einzelfall.

 

Fazit

 

“A Midsummers Nightmare” hat mir aufgrund der Charaktere und der Themen, die verarbeitet wurden, sehr gut gefallen. Das binäre Geschlechtssystem und vor allem der Drang unserer Gesellschaft, alles auf Biegen und Brechen aufzuteilen, wird nicht nur kritisiert, sondern man sieht und spürt die Auswirkungen auch. Dadurch bekommt die Kritik Substanz und fühlt sich nicht an wie heiße Luft.

Leider hat das Buch für mich deutliche Schwächen im Aufbau und Pacing, aber dennoch finde ich, dass man dem Buch eine Chance geben sollte.